Geschichtlicher
Hintergrund:
Ferdinand Baptist von Schill, eine tragische aber auch schillernde
Figur der preußischen Militärgeschichte, wurde am 06.01.1776 in
Wunsdorf bei Dresden geboren. Im Alter von 14 Jahren trat er in das
in Pasewalk in Garnison liegende preußische Dragoner-Regiment
Ansbach-Bayreuth ein. Der Kasernenalltag lag Schill jedoch nicht
wirklich, was sich in schlechten Beurteilungen und ausbleibenden
Beförderungen widerspiegelte. Erst 1793 wurde er zum Seconde-Leutnant
befördert. Auf die nächste Beförderung mußte er bis zum Jahr 1806
warten, was ihn zum dienstältestes Leutnant der preußischen Armee
machte.
In
der Schlacht von Jena-Auerstedt (14.10.1806) wurde Schill durch einen
Säbelhieb schwer verwundet. Sein Regiment hatte sich ergeben, jedoch gelang Schill mit einigen Kameraden die Flucht nach Magdeburg.
Nachdem Magdeburg kurze Zeit später auch die Waffen gegen Napoleons
streckte, entfernte Schill sich nach Kolberg, der letzten noch
kämpfenden Festung Preußens.
Zusammen mit Neidhard von Gneisenau und dem "Bürgeradjutanten"
Nettelbeck trat Schill während der Verteidigung Kolbergs zum ersten
Mal positiv in Erscheinung. Er sammelte Freiwillige um sich und
unternahm mit ihnen Streifzüge gegen die Nachschubwege der Franzosen
in der Umgebung von Kolberg. Diese Form von Kriegsführung lag ihm.
Die Franzosen wurden in ihren Plänen immer wieder empfindlich
gestört. Außerdem gelang es Schill, mehrere Gemeindekassen vor dem
Zugriff der Franzosen zu sichern.
Am
12.01.1807 erhielt der inzwischen zum Rittmeister beförderte Ferdinand
von Schill vom König Friedrich-Wihelm III. die Erlaubnis, auf eigene
Kosten aus ausgetauschten Kriegsgefangenen ein Freikorps
aufzustellen. Schon nach kürzester Zeit verfügte das neue „Freikorps
von Schill“ über 12 Offiziere, 125 Unteroffiziere und 1400 Mann, mit
einer eigenen Batterie 4-Pfünder-Kavallerie-Geschütze. Unter den
Offizieren war, als Schwadronsführer, der spätere Freikorpsführer
Adolf von Lützow. Das Schillsche Freikorps bewährte sich in Kämpfen
bei Stargard und Naugard, mußte sich schließlich jedoch auf befestigte
Stellungen bei Maikuhle zurückziehen. Bei der Verteidigung von
Maikuhle trat Schill mehrmals besonders in Erscheinung, wurde aber
erneut schwer verwundet.
Nach
dem Frieden von Tilsit am 09.07.1807 wurde das Schillsche Freikorps
aufgelöst. Schill wurde zum Major befördert, mit der höchsten
preußischen Tapferkeitsauszeichnung, dem Pour le mérite, ausgezeichnet
und mit der Führung einer Ausbildungsabteilung der Leibhusaren
betraut.
Am
15.07.1807 urteilte Oberst Neidhard von Gneisenau Schill in einem
Schreiben an Generalfeldmarschall von Kleist über Schill:
„Übrigens ist Schill äußerst brav, nur glaube ich nimmermehr, daß er
die Talente des Anführers eines großen Korps habe. Sein Ideengang ist
springend, ohne irgend etwas zu ergründen. Bei der Lebhaftigkeit
seines Charakters wirken andere auf ihn ein, benutzen ihn als Ihr
Werkzeug ... Er wird, unter einen General von Einsicht und
Charakterstärke gestellt, als Parteigänger schöne Dinge verrichten und
der Ruf seines Namens viele Kombattanten um ihn her versammeln.“
Die
Aufgabe als Führer der Ausbildungseinheit der Leibhusaren füllte
Schill nicht aus, so dass er sich häufig in Nord- und
Mitteldeutschland aufhielt, wo er im Einvernehmen mit Scharnhorst und
Blücher den Aufstand gegen Napoleon vorbereitete. Ohne Erlaubnis des
Königs verließ Schill Ende April 1809 an der Spitze seines Regiments
unter einem Vorwand Berlin und zog gegen die Franzosen ins Feld.
Schnell gesellten sich andere gleichgesinnte preußische Soldaten zu
ihm und das nunmehr zweite Freikorps von Schill war geboren. Nach
anfänglichen Erfolgen mußte Schill sich jedoch mit seinen schwer
dezimierten Truppen nach Stralsund zurückziehen, wo er am 24.05.1809
eintraf. Auf den Weg dorthin schlossen sich noch viele idealistische
Männer dem Freikorps an. Schill machte sich daran, die Befestigungen
der Stadt zu stärken und befahl ausgedehnte Schanzarbeiten. Jedoch
fehlte es an Unterstützung in der Bevölkerung Strahlsunds. Sechs Tage
nach Schills eintreffen in Stralsund, wurde sein 1.500 Mann starke
Truppe, bestehend aus Freikorps von Schill, Rügen´scher Landwehr und
schwedischen Soldaten, von 6.000 Dänen, Holländern und Franzosen unter
der Führung des franz. Generals Gratien angegriffen. Am 31.5.1809
gelang es dem Feind am Kniepentor, der Achillesverse der
Verteidigungsanlagen Stralsunds, in die Stadt einzudringen. Es
entbrannte ein erbitterter Straßen- und Häuserkampf, in dessen Verlauf
Ferdinand von Schill in der Fährstrasse den Tod fand. Eine in den
Boden eingelassene Tafel erinnert heute an diesen Ort (s. Bild oben).
Die
Rache Napoleons war grausam. Man trennte den Kopf Schills vom Rumpf
und überbrachte ihn dem König Jerome, dem Bruder Napoleons, den dieser
zum König von Westfalen gemacht hatte. Der Körper Schills wurde auf
Befehl des Französischen Generals auf dem Militärfriedhof Stralsunds
„verscharrt wie ein Hund.“ Ca. 600 Soldaten des Schill’schen
Freiwilligenkorps wurden bis zur Begnadigung im Jahr 1813 zu schwerer
Galeerenarbeit in Brest und Cherbourg verurteilt. Die versprengten
Reste des Freikorps wurden von Blücher aufgenommen und geschützt.
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gefangene Soldaten wurden willkürlich ausgewählt, durch ein
Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 18., 20. und 22.Juli in
Braunschweig erschossen. Ihre Leichen wurden an Ort und Stelle
eingescharrt. Im Grab dieser Soldaten wurde Schills Kopf, der sich bis
zu diesem Zeitpunkt in einer Naturaliensammlung in Leyden befand, am
24.09.1837 beigesetzt. Siehe dazu Schill-Denkmal in
Braunschweig.
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Offiziere aus Schills Korps wurden nach Wesel überführt, wegen
Straßenräuberei angeklagt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das
vorausbestimmte Urteil lautete auf Tod und so wurden sie am 16.09.1809
auf den Lippewiesen erschossen. Der Überlieferung nach starben sie mit
einem Hochruf auf den König und Preußen. Siehe dazu Schill-Denkmal in
Wesel.
Auch
der preußische Staat meinte es zunächst nicht gut mit dem Andenken an
Major von Schill. Nach einem Kriegsgerichtsverfahren wurde sein
kompletter Besitz eingezogen und fiel an den Staat. Erst 80 Jahre
später verlieh König Wilhelm II. dem 1. schlesischen Husarenregiment
Nr. 4 den Beinamen „von Schill", womit der Makel des Hochverrats vom
Namen Schill genommen war.