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Totenzettel








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Cosel (Kreisstadt, heute Stadtteil von Kędzierzyn-Koźle, Polen), Bahnhofstrasse, Oberschlesien:

Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des 3. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 62 an der Bahnhofstraße.  Das Kriegerdenkmal lag in der Bahnhofsstraße, an der Stelle, wo der damalige Stadtverordnetenvorsteher Schwarzkopf die Soldaten nach ihrer Heimkehr willkommen hieß. Es diente zur Erinnerung an die im Krieg gefallenen Offiziere und Soldaten des Regiments.  Das Denkmal wurde am 6. September 1925 zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Es stellt eine trauernde Frau mit einem Lorbeerkranz dar.

Cosel (Kreisstadt, heute Stadtteil von Kędzierzyn-Koźle, Polen), Bahnhofstrasse

Inschriften:

1914 – 1918
Das 3. Oberschles. Infanterie-Regiment
Nr. 62
Seinen Helden.

Kurze Geschichte des 3. Oberschlesischen Infanterieregiments Nr. 62:
Die Auflösung der Landwehr am 5. Mai 1860 bildete zugleich den Gründungstag des 3. Oberschlesischen Infanterieregiments Nr. 62. Der Stab war zunächst in Ratibor (1860-1867), Glatz (1867), ab (1871) wieder in Ratibor und schließlich mit der Auflösung der Festung am 1. April 1876  in Cosel stationiert.
Das 1. und 2. Bataillon war vom Stab losgelöst schon von 1860 in Cosel untergebracht, das 3. Bataillon, die sogenannten Füsiliere waren in Ratibor stationiert.
1876 ersetzten neue Kasernen die alte Kasematten der Verteidiger der Festung Cosel von 1806, wo die 62er einquartiert wurden. 1881 erfolgte eine Neuformation der Infanterieregimenter. Neben einer Umstrukturierung des Offizierscorps kam es auch zu Veränderungen in der Truppenstärke. Berühmtester Offizier der zu dieser Zeit als Hauptmann seinen Dienst in Cosel aufnahm, war der spätere General Carl Litzmann, nachdem später das Coseler Gymnasium benannt wurde.
Die Garnison bestand zu diesen Zeitpunk aus dem Stab, 1. und 2. Bataillon, Militärlazarett, Garnisonsverwaltung und Garnisonsbauamt.
Die 62er nahmen u.a. am 1866er Krieg gegen Österreich in der Schlacht in Oswiecim 27.6. (10. und 11. Kp.), am 1870/71er Krieg gegen Frankreich an der Einschließung von Paris 18.9-28.1., der Schlacht von Choisy le Roi und Chevilly 19.9. (2. Bataillion und Füsiliere), der Schlacht von Chevilly 30.9. (1. Bataillon und Füsiliere) und der Schlacht von L’Hay 29.11. (1. Bataillon und Füsiliere) teil.

Ihr letztes großes Aufgebot markierte der 1. Weltkrieg, dessen Beendigung auch zeitgleich das Ende des Infanterie-Regiments einleitete. Nach dem Weltkrieg wurden immer mehr Soldaten aus ihrem aktiven Dienst entlassen. Die übrigen 62er wurden noch einmal zum Grenzschutz u.a. der Bewachung des Kriegsgefangenenlagers in Lamsdorf Kreis Falkenberg, nachdem dort Unruhen ausgebrochen waren und an der tschechischen Grenze eingesetzt. Die Vorarbeiten für die Umwandlung in eine Reichswehr forderte im Regiment immer mehr Tribut. Nach dem Versailler Vertrag musste die gesamte Truppenstärke des Deutschen Reiches auf 100.000 Mann verringert werden, dem zu Folge musste sehr viel umformiert werden. Viele aktive 62er Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurden in andere Formationen versetzt.  Am 26.7.1919 wurde das Regiment in einer feierlichen Parade auf dem hiesigen Marktplatz von Kreuzburg O./S. aufgelöst.
Die aus dem Regiment für die Reichswehr zusammengestellte Kompanie wurde unter der Bezeichnung 2. M.G.K.  Reichswehr-Infanterie Regiment 15 übernommen.
Am 22.10.1920 ging diese Kompanie unter Führung des Hauptmanns von Pawel, als 9. Kompanie in den Verband des Reichswehr-Schützen-Regiment 4 über und bezog als neuen Standort Greifswald.

Bald nach Auflösung des Regiments schlossen sich Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in den verschienen Städten Schlesiens zu Vereinigung zusammen, um die Geschichte des Regiments nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Weit über 1500 ehemalige 62er haben sich so zusammengefunden. Ihr erstes Ziel war die Errichtung eines Denkmals für die im Kriege gefallenen Kameraden.

Fahnenweihe:
Am 10. Mail 1925 wurde das Fahnenweihfest des Kameradenvereins ehemaliger 62er festlich begangen.
Den Auftakt zu dem Fahnenweihfest bildete ein Kommers im Saale des Schützenhauses. Es war ein prächtiger Sonntagmorgen, als bereits in den frühen Morgenstunden die auswärtigen Kameradenvereine mit Musik in die Stadt einrückten. Der 1. Vorsitzende Herr Traugott-Johannes Busse entbot den Kameraden und Gästen ein herzliches Willkommen in der alten Festungsstadt Cosel. Der Festgottesdienst fand im Kasinogarten statt, wo in der Nähe der Grabstätte des Generals von Neumann ein schöner Altar aufgestellt war. Nach der heiligen Messer mit Predigt durch den Stadtpfarrer, Erzpriester Piegsa, nahm Pastor Rauschenfels die Weihe der Fahne vor. Nach dem Festgottesdienst rückte der Zug unter den Klängen der Musikkapellen nach dem Kasernenhof ab.
Gegen 13 Uhr wurde es in der Stadt immer lebendiger. Von allen Seiten rückten die Vereine und Verbände mit ihren Musikkapellen an. Um 14 Uhr begann der Aufmarsch nach dem Ring, den eine Reitereskorte eröffnete. Der Landrat des Kreises Cosel, Dr. Bleske, bestieg die Rednertribüne um im Namen des Oberpräsidenten von Oberschlesien und namens des Kreises den Kameradenverein zu seinem Fahnenweihefest zu beglückwünschen. Im Namen der Stadt entbot Bürgermeister Reisky den Willkommensgruß und stellte fest, dass es ihm eine besondere Freude sei, alle ehemaligen 62er und ihre Gäste zu begrüßen. Das Regiment 62 war immer eng mit der Stadt verwachsen und hat Freud und Leid mit ihr geteilt. Er wünschte, dass die Fahne die geweiht werden solle, Symbol innerer Geschlossenheit sein möge. Oberstleutnant a.D. Hoffmann nahm nach seiner markigen Ansprache die Enthüllung der Fahne vor. Der endlose Festzug mit zahlreichen Musikkapellen erreichte gegen 16 Uhr das Schützen haus.

Denkmalsweihe:
Unermüdlich hatte in den Jahren nach dem Kriege der Denkmalausschuss am zustande kommen seiner Pläne gearbeitet. Trotz wirtschaftlicher Not war es gelungen, Mittel zusammenzubringen, um den Gefallenen in der alten Garnison ein würdiges Denkmal setzen zu können. Am 6. September 1925 fand nun die Weihe des Denkmals statt. Die „Tage der 62er“ in ihrer alten Garnisonsstadt wurden eingeleitet mit einem Festessen im Hotel „Kronprinz“ am Samstag an dem die Spitzen der Behörden mit Assessor Skiba als Vertreter des Landrats, Bürgermeister Reisky, dem Garnison-Pfarrer, Geistl. Rat Kollar u.a. teilnahmen. Gegen 20 Uhr rückte der von Fackeln geleitete Zug in Stärke von 80 Spielleuten und 80 Musikern durch die festlich geschmückte Stadt auf dem Ring ein. Nach drei Musikstücken marschierte der Zug durch die Straßen der Stadt wieder zurück auf den Ring, wo nach dem Gebet der große Zapfenstreich sein Ende fand. Der Eindruck war ein gewaltiger, und man kann sagen, dass die Musik unter Leitung des Obermusikmeisters Elger, die Spielleute unter Leitung des früheren Regimentstambours Busse ihre Aufgabe in ganz hervorragender Weise lösten.
Der Sonntag sah Cosel in festlich geschmückten Gewande bei herrlichem Wetter. Um 9.30 Uhr fanden in allen Kirchen Gottesdienste statt. Die Kirchgänger wurden mit Musik in die Gotteshäuser geleitet.
Bereits am Vormittag hatte man geglaubt, dass Cosel die Menschen nicht werde fassen können, die von allen Seiten herbeiströmten. Die mit Musik und Fahnen anrückenden Kriegervereine usw. Nahmen auf dem Kasernenhof Aufstellung und marschierten nach dem Ring, wo unter den Klängen des Exerziermarsches Sr. Exzellenz Generalleutnant v. Wolff erschien. Nachdem er die Meldung des die Parade kommandierenden Oberstleutnants Hoffmann entgegengenommen hatte, richtete Oberst a.D. Schwerk (letzter Friedenskdr. des III./62) eine Ansprache an die Tausende von Festteilnehmern. Darauf formierte sich der Festzug zur Enthüllung des Denkmals.
Den erhebendsten Teil des Regimentsfestes bildete die Enthüllung eines Denkmals für die gefallenen Regimentskameraden. Rund um das Denkmal hatten die Fahnengruppen Aufstellung genommen. Von der Traditionskompanie nahmen an der Feier 1 Offizier, 8 Unteroffiziere und 5 Mann teil. Der Vorsitzende des Denkmalausschusses, Leutnant a.D. Mußhoff, eröffnete den Festakt durch eine Ansprache.
Die Weihe des Denkmals nahm der letzte Friedens- und erste Kriegskommandeur des Regiments, Exzellenz Generalleutnant v. Wolff, vor. Nach einer Ansprache, die von den Teilnehmern mit großem Beifall aufgenommen wurde, fiel die Hülle des Denkmals, während die Musik in gedämpftem Tone das Lied: „Ich hatt’ einen Kameraden“ spielte. Hierauf übergab der Festredner das Denkmal in die Obhut der Stadt Cosel. Bürgermeister Reisky übernahm das Denkmal und würdigte in seiner Festrede die Verdienste des Regiments und das gute Zusammenleben der 62er mit den Bürgern der Stadt Cosel. Nach dem feierlichen Festakt folgte ein Parademarsch auf dem Ring, dem sich ein wahres Volksfest im Schützenhaus und in den Sälen der Gastwirtschaften abwickelte.
Das 62er Denkmal wurde an der Stelle errichtet, an der der damalige Stadtverordnetenvorsteher Dir. Schwarzkopf, die Truppe nach dem 1. Weltkrieg in der Heimat willkommen hieß. Vom 3. Oberschlesischen Inf. Regt. 62 starben während des Weltkrieges den Heldentod 72 Offiziere, 2157 Unteroffiziere und Mannschaften. Die am Sockel des Denkmals angebrachte Bronzetafel trug die Inschrift: Den gefallenen Helden des 3. Oberschles. Inf.-Regts. Nr. 62.
Das Denkmal stand noch 1960 auf seinem Platz. Nur die Gedenktafel wurde entfernt. Immer wieder lagen Blumen vor dem Denkmal, zu Ehre der Toten.
Was aus dem Denkmal letzten endlich geworden ist, welches heute zumindest nicht mehr an seinem angetrauten Platze steht kann ggf. ein anderer Leser beantworten.

Quellen: Josef Gröger „Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Cosel nach Beendigung der Festungszeit 1873-1945, erschienen 2005 im Senfkorn-Verlag Alfred Theissen Görlitz/St. Annaberg O/S; www.preussenweb.de; Coseler Heimatblatt – November 1956 & 1960 Nr. 14 von Robert G. Hoydem; alte Fotos / Ansichtskarten

Beitrag von: Thomas Gläser

 

 

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