Dazu
die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG vom 05.02.2005 (Auszug):
Debatte über einen missverständlichen Löwen
Kulturausschuss diskutierte über das Kolonialdenkmal im Stadtpark.
Auch Zusatztext erklärungsbedürftig.
Von Andreas Berger
Gestern im Kulturausschuss, der von Wolfgang Sehrt geleitet wurde.
... Auch wurde der Umgang mit dem Kolonialdenkmal im Stadtpark
diskutiert. Ratsherr Udo Sommerfeld hatte beantragt, es ins Museum
zu bringen, der Bezirksrat eine Tafel initiiert, die einen Text der
Braunschweigischen Landeszeitung vom April 1925 tragen sollte. Darin
wird die Errichtung des Denkmals aus dem damaligen Zeitgeist
erklärt: „Um den Gedanken an unsere Kolonien wachzuhalten“ und der
dort gefallenen Deutschen zu gedenken.
Ratsfrau Isolde Saalmann hielt das für missverständlich: „Wer das
Datum nicht genau beachtet, hält es womöglich für eine heutige
Rechtfertigung des Denkmals.“ Auch Bürgermitglied Dr. Richard
Goedeke vermisste die Stellungnahme, dass man derartige Eroberungen
heute bedauere. Landesmuseumsdirektor Gerd Biegel: „Der Text
verstärkt eher den Eindruck, man wolle den Kolonialismus ehren.“
Auch das Bildmotiv sei missverständlich: „Der Löwe mit der Pranke
auf der Weltkugel könnte als braunschweigische Großmannssucht
gewertet werden, dabei stellt es die Stärke Afrikas dar“, so Biegel.
Kulturdezernent Wolfgang Laczny sagte zwar, es sei nur eine
Interimslösung, bis ein Schülerprojekt das Thema aufgearbeitet habe.
Die Verwaltung soll nun aber nachbessern.
Nachfolgender Kommentar: Der pathetische Zeitungstext von 1925 ist
alles andere als geeignet, das zu Recht beanstandete Kolonialdenkmal
für heutige Betrachter historisch einzuordnen. Er bedarf seinerseits
der Erläuterung und einer Stellungnahme aus heutiger Sicht, die sich
von dem damaligen Gedankengut eindeutig distanziert. Neben den
deutschen Opfern der Kolonialkriege ist selbstverständlich auch der
afrikanischen Opfer dieser Gewaltherrschaft zu gedenken. Kaum zu
glauben, dass in einer Universitätsstadt kein Mensch fähig sein
soll, das in wenigen Sätzen zu formulieren. Das macht doch der
Biegel in einer halben Stunde. Das Schülerprojekt ist für eine
Erläuterungstafel ungeeignet. Man nutze die ortsansässige Kompetenz,
so ergibt sich eine schnelle und preiswerte Lösung. (ab)