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Totenzettel









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Scharnitz, Bezirk Innsbruck Land, Tirol, Österreich:

1805 und 1809: Obelisk und Gedenktafel an der Landstraße unmittelbar vor der Landesgrenze zu Bayern.

Abschrift Informationstafel: Tirol besaß seit dem 13. Jh. eine Sonderstellung im römischen Reich, ja in ganz Europa. Es fühlte sich immer nur einem einzigen politischen Ziel verpflichtet: der Freiheit des Landes. Ihr Landesbewusstsein und ihre militärische Kraft stellten die Tiroler durch eine einzigartige Tat unter Beweis. Während des spanischen Erbfolgekrieges (1700-1714), der zwischen dem römisch-deutschen Kaiser und dem König von Frankreich auf den Schlachtfeldern Italiens, Spaniens und Süddeutschlands ausgetragen wurde, verbündete sich der bayrische Kurfürst Max Emanuel, obwohl Reichsfürst, mit Frankreich, und überfiel gemeinsam mit diesem Tirol. Zu Beginn des Monats Juli 1703 rückten die Bayern von Norden, die Franzosen von Süden ein. General Gschwindt, Fld. Vaubon, die wenigen kaiserlichen Truppen und Behörden versagten vollkommen. Die Landesregierung aber rief zum Sturm auf und schlug die Bayern und Franzosen blutig zurück. Am 26. Juli zogen die Tiroler als Sieger in Innsbruck ein. Zum Dank für die Befreiung errichteten die Landesstände in Innsbruck die Annasäule.

Nach seinem kampflosen Einzug in Innsbruck residierte der bayrische Kurfürst mit barockem Pomp in der Hofburg. Um seinen vermeintlichen Erfolg zu sichern, sandte er seine Bataillone über den Brenner und den Reschen nach Süden, gleichzeitig öffnete er sich einen zweiten Versorgungsweg über Zirl und Scharnitz nach Bayern. Da durch die Unfähigkeit des kaiserlichen Generals Gschwindt die Festung Scharnitz und die Schanze Leutasch unbesetzt waren, ließ sie der Kurfürst am 27. Juni mit 300 bzw. 90 eigenen Soldaten besetzen. Aber damit war noch nicht viel gewonnen. Getreu dem Gesetz von 1511 schritt die Bevölkerung zur Selbsthilfe, Landesverteidiger aus Flauring bis Inzing „verhackten“ den Weg am Zirlerberg, d.h. sie machten ihn ungangbar und versperrten damit den bayrischen Verstärkungstruppen den Weg nach Tirol. Zwei Tage später, am 21. Juli, stürmten Schützen und kaiserliche Soldaten die Schanze von Leutasch, vertrieben die bayrische Besatzung und eroberten sogar Geschütz und Munition. Bei Scharnitz bestiegen Imster und Hörtenberger Schützen die seitlichen Bergflanken und nahmen die bayrischen Besatzer unter gezieltes Feuer. Als Soldaten des Regimentes Starkenberg frontal angriffen, sprengten die Bayern den Pulverturm und flüchteten nach Mittenwald.

In der Zwischenzeit war die Lage des Kurfürsten in Innsbruck unhaltbar geworden: Der Vorstoß über den Reschen war bei der Pontlatzer Brücke gescheitert, am Brenner hatten die Südtiroler Aufgebote die Bayern aufgehalten und trieben sie durch das Wipptal zurück, im Unterinntal hatten Schützen und Knappen Rattenberg und Hall zurückerobert. Somit musste der Rückzug trotz der Verschanzungen bei der Martinswand in Zirl und beim Schwarzen Kreuz (Völs) über Scharnitz erzwungen werden. Dieser Rückzug wurde für die Bayern sehr verlustreich, aber auch die Bevölkerung von Zirl bis Scharnitz litt sehr darunter, da die zurückgehenden Soldaten alle Kriegsgräuel der Türkenkriege verübten.

Scharnitz, Foto © 2005 Samlowsky

Inschriften:

Obelisk:
Zum
Andenken
an die beim
Einfalle der Franzosen
am 4. und 5. Novbr. 1805
Gefallenen

Aber der König der Welt
Wird uns bei der Auferstehung
Zum ewigen Leben erwecken
18 Machab. 79
Sockelinschrift:
Gewidmet
1890


Tafel:
ZUM EHRENDEN GEDENKEN
AN DIE RUHMREICHE VERTEIDIGUNG
DER TIROLER LANDESGRENZE
DER FESTE PORTA CLAUDIA
UND DER GEMEINDE SCHARNITZ
DURCH DIE AUS SCHARNITZERN BESTEHENDEN
20. UND 22. LANDESSCHÜTZEN – KOMPANIEN
DES GERICHTES HÖRTENBERG TELFS
VOM 11. APRIL – 3. NOVEMBER 1809
BEI DER SICH BESONDERS JOHANN GAUGG
VULGO POLTEN HANS TAPFER HERVORTAT.
GEWIDMET IM 175. GEDENKJAHR
DER ERHEBUNG TIROLS IM JAHRE 1809.
DIE SCHÜTZENKOMPANIE SCHARNITZ

Namen des auf der Tafel Genannten:

Name

Vorname

Bemerkungen

GAUGG

Johann

vulgo POLTEN Hans

Datum der Abschrift: September 2005
Ergänzungen: 22.10.2007

Beitrag von: Samlowsky
Ergänzungen: Anonym
Foto © 2005 Samlowsky

 

 

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