Totenzettel
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Namen der Gefallenen:
2. Weltkrieg
Dienstgrad | Name | Vorname | Geburtsdatum & Ort | Todesdatum & Ort | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Oberleutnant | BLÜCHER | Wolfgang Graf von | 31.01.1917 Altengottern | 21.05.1941 Iraklion, Kreta |
Kriegsgräberstätte Maleme, Block 1 Grab 457 |
Unter den vielen hundert Menschen, die am 6. Oktober 1974 an der Einweihung dieser Kriegsgräberstätte teilnahmen, war auch Gertrud
Freifrau von Ketelhodt. Sie hatte hier während der Kämpfe an einem Tag drei ihrer vier Brüder verloren und stand zum ersten Mal an deren
Gräbern. Sie berichtet über ihre Brüder:
"Wolfgang war der Älteste. Aber wir nannten ihn alle Wolf. Er war gelernter Land- und Forstwirt und hatte seit dem frühen Tod des Vaters
den Familienbesitz in Mecklenburg übernommen. Im Januar 1940, damals 23 Jahre alt, meldete sich Wolf freiwillig zu den
Fallschirmjägern. Nach Militäreinsätzen in Norwegen und den Niederlanden ließ er sich zunächst beurlauben und ging wieder auf sein Gut
in Mecklenburg. Im Frühjahr 1941 meldete er sich wieder bei seinem Regiment zurück und wurde nach Griechenland verlegt.
Lebrecht, Jahrgang 1922, machte 1940 sein Abitur und hatte eigentlich vor, Ingenieur zu werden. Ihn zog es zur Marine, er kam aber dann
zur Infanterie nach Ostpreußen. Wolfgang, sein „großer Bruder“, überzeugte ihn, auch zu den Fallschirmjägern zu gehen. In Tangerhütte
erhielt Lebrecht ab Januar 1941 seine Grundausbildung. Sein erster Einsatz sollte der Absprung über Kreta am 21. Mai 1941 sein.
Hans-Joachim, der Jüngste, ging noch auf ein Internat. Wolf war in allem sein großes Vorbild. Und so erreichte es Jochen, wie wir ihn
riefen, daß er als 17jähriger mit der Einwilligungserklärung seiner Mutter ebenfalls zum Fallschirmjägerregiment 1 kam. In Stendal erhielt er
eine kurze Sonderausbildung und nahm wenig später ebenfalls an dem Luftlandeunternehmen Kreta teil.
Am 19. Mai, zwei Tage vor ihrem Einsatz, schrieb uns Wolf aus Athen noch einen Brief, den unsere Mutter trotz Flucht aus der Heimat
rettete. Als er uns Tage später erreichte, lebten meine Brüder nicht mehr.
Vier lange Wochen blieben wir ohne jede Gewissheit. Dann erreichte uns die unglaubliche Nachricht, daß alle drei Brüder an einem Tag,
dem 21. Mai 1941 gefallen waren.
Am Morgen dieses Schicksalstages sollte Wolf bei Iraklion abspringen. Bereits unmittelbar nach der Landung geriet er in einen heftigen
Kampf. Jochen, der kurze Zeit später an gleicher Stelle absprang, wollte seinem großen Vorbild noch zu Hilfe kommen, starb aber wenig
später.
Lebrecht, der einem anderen Bataillon des Regiments angehörte, war ebenfalls bei Iraklion inmitten von britischen Panzern abgesprungen
und fiel zusammen mit seinen Kameraden.
Wolfgang und Hans-Joachim haben hier auf Maleme ein gemeinsames Grab erhalten. Die sterblichen Überreste von Lebrecht konnten
trotz intensiver Suche durch die Mitarbeiter des Volksbundes nicht geborgen werden. Sein Name steht auf der Ehrentafel, die an die 360
deutschen Gefallenen erinnert, die nicht gefunden wurden.
(Text und Fotos: Informationszentrum des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. in Maleme)
Daten und Informationen aus dem alten Beitrag Maleme (Soldatenfriedhof), Kreta, Griechenland, vom August 2005.
Neufassung aus redaktionellen Gründen am 15.08.2025.
Ergänzungen in Blau: Daten aus www.volksbund.de/graebersuche.
Datum der Abschrift: nicht bekannt
Verantwortlich für diesen Beitrag: unbekannt
Foto © Informationszentrum des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. in Maleme)