Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Kufstein (Heldenorgel), Bezirk Kufstein, Tirol, Österreich

PLZ 6330

Wappen-Datei: oe-bez-kufstein_kufstein.jpg

Im Jahre 1931 wurde im Bürgerturm der Festung Kufstein eine Freiluftorgel zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erbaut.
Als tönendes Denk- und Mahnmal zur Erinnerung an alle Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen mahnt sie noch heute zum Frieden in der gesamten Welt.


Anmerkung: Die mechanische Schleifladenorgel mit eingebautem Glockenspiel besaß ursprünglich 1813 Pfeifen in 26 Registern, im Zuge einer
Sanierung im Jahre 1971 wurde sie auf 4307 Pfeifen in 46 Registern erweitert, sodass es sich heute um die größte Freiluftorgel der Welt handelt.
Die „Heldenorgel“ der Stadt ertönt das ganze Jahr über täglich nach dem 12.00 Uhr-Mittagsgeläute.
Durch die günstige Anbringung der Orgelpfeifen hoch über der Stadt unter dem Dach des Bürgerturmes ist sie natürlich ungewöhnlich weit zu hören.
Bei guten Windverhältnissen bis zu zehn Kilometer weit, aber auch hinauf zu den Gipfeln des "Wilden Kaisers".
Der Spieltisch des Organisten befindet sich 80 Meter unterhalb der Orgelpfeifen im Festungsneuhof, wo sich im überdachten Zuschauerraum auch die
günstigsten Sitz- und Hörplätze befinden.
Die Übertragung vom Spieltisch im Festungsneuhof zum 80 Meter höheren Orgelwerk im Bürgerturm geschieht über zwei an der Felswand verlegte
220adrige Bleikabel.
Für den Organisten ergeben sich beim Spiel natürlich besondere Schwierigkeiten. Während der Zeiten des Nichtbetriebes sind die Orgelpfeifen zwar
durch geschlossene davor angebrachte Jalousien geschützt, aber als Freiorgel ist sie dennoch ganz besonders den großen Temperaturschwankungen
unterworfen, was für die Stimmung der Orgel große Nachteile mit sich bringt. Ein weitere Problem ist die große Tonverzögerung - fast 100 Meter
zwischen dem Spieltisch und der Orgel, zum anderen ist es aus verständlichen Gründen (denn jeder Bürger der Stadt würde es hören) nicht möglich,
auf dieser Orgel zu üben.
Diese Stätte soll für die Besucher ein kurzer Moment der Ruhe, ein besinnliches Verweilen in unserer heutigen so schnelllebigen und hektischen Zeit
sein. Gedacht wird beim täglichen Spiel heute der Opfer aller Kriege und Gewalt. Gedanken des Friedens und der Völkerverbindung sollen dabei im
Vordergrund stehen.
Mit dem zum Abschluss eines jeden Spieles erklingenden Liedes vom "Guten Kameraden" wird sie aber auch heute noch immer ihrer eigentlichen
Aufgabe gerecht - nämlich eine klingende und lebendige Gedenkstätte zu sein.
Und so soll man auch das Spiel verstehen: Viel weniger als ein Orgelkonzert im üblichen Sinne, als vielmehr ein kurzes und würdiges Gedenken.

Neufassung aus redaktionellen Gründen am 22.09.2025.

Datum der Abschrift: nicht bekannt

Verantwortlich für diesen Beitrag: Walter Fleischauer
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