Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Unterrombach, Stadt Aalen, Ostalbkreis, Baden-Württemberg

PLZ 73434

Auf dem Friedhof Unterrombach befindet sich ein Denkmal für Menschen aus Osteuropa: 25 Einzelsteine und ein 1 Gesamtstein,
davor eine Schautafel mit den Namen und Nummerierung der einzelnen Personen.

Inschriften:

Schautafel
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zunehmend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Osteuropa in der Aalener Industrie und Landwirtschaft. Sie litten oftmals unter Mangelernährung, schlechter Hygiene, harte Arbeit und Misshandlungen. Die daraus resultierende erhöhte Sterblichkeit machte es notwendig, für sie eine eigene Begräbnisstätte einzurichten. Da der Aalener Sankt-Johann- Friedhof nicht mehr erweitert werden konnte, fiel im Mai 1942 die Wahl auf diese 144 qm große Ackerparzelle westlich des alten Unterrombacher Friedhofs. Die ersten fünf Osteuropäer wurden bereits 1942 hier beerdigt (Nr. 2,4,9,12,15). Die überwältigende Mehrheit der hier Bestatteten verstarb aber in den Jahren 1944/45, als die Versorgungslage besonders dramatisch war.

Wer sind die Toten?

Bei den verstorbenen Erwachsenen handelt es sich um zwölf Männer und sieben Frauen, die größtenteils als Zivilarbeiter nach Deutschland verschleppt wurden. Nur vier Männer kamen als Kriegsgefangene nach Aalen (Nr. 5,12,15,18). 17 Männer und 5 Frauen stammten aus der damaligen Sowjetunion, zwei aus Polen (Nr. 6,8). Die Mehrheit der Bestatteten arbeitete in Betrieben der Aalener Kernstadt wie Unterrombach. Bspw. bei den Gebr. Walker (Nr. 1,6), dem Reichsbahnausbesserungswerk (Nr. 7), bei der Erlau (Nr. 14) oder Katz&Klumpp (Nr. 18). Da das Aalener Krankenhaus aber auch Kranke der umliegenden Gemeinden aufnahm, sind auch hier sechs Erwachsene aus dem heutigen Aalener Stadtbezirken sowie Oberkochen und Neuler bestattet.

Woran starben die Menschen?

Die hier begrabenen Menschen starben nur selten durch direkte Gewalteinwirkung. Ignatij Stroganov (Nr. 18) wurde allerdings nach Kriegsende im Streit erstochen, Dimitrij Fjordorcuk (Nr. 5) wurde im Februar 1945 erschossen, was gesondert auf der Inschrift seines Grabsteins vermerkt ist. Der Großteil der Bestatteten aber starb durch unerträgliche Arbeits- und Hygienebedingungen sowie durch mangelnde medizinische Versorgung. Typische Diagnosen in den Sterbeurkunden sind hierfür Entzündungen bzw. Vereiterungen an Gelenk, Niere und Bauchfell (Nr. 1,6,7,9,11,14,16,20,22) sowie Vergiftungen mit Industriewerkstoffen (Nr. 4,10). Besonders tragisch wirkten sich die Umstände auf schwangere Arbeiterinnen aus: Sechs Säuglingsgräber (Nr. 17,21-25) zeugen davon.

Kriegsgräberfürsorge

Nach Kriegsende 1945 besichtigten alliierte Kommissionen in ganz Deutschland die Gräberfelder ihrer jeweiligen Landsleute. Im Fall von Unterrombach befahl der sowjetische Oberleutnant Kokoschka der Stadt Aalen, die Grabsteine mit kyrillischen Inschriften zu setzen sowie rechts davon einen Gedenkstein (Nr. 26) zu installieren. Die Aufschrift lautet übersetzt:

Hier ruhen, zu Tode in der deutsch-nazistischen Gefangenschaft gequält, gefangene und zwangsweise nach Deutschland verschleppte Bürger der UdSSR - Schlafen sie sanft - Vaterland hat sich gerächt - Deutschland ist auf die Knie gezwungen! Gräber sind nach dem Befehl des sowjetischen Offiziers gesetzt.
Deutschland, Unterrombach 1.11.1945


Die Gräber werden heute Ehrenamtlich gepflegt.
Stadtverwaltung Aalen 2022
Text: Dr. Georg Wendt

Namen der Opfer:

2. Weltkrieg

Name Vorname Geburtsdatum & Ort Todesdatum & Ort Bemerkungen
CUNJAK Valdemar 1944 1944 Nr 23
DAVIDOW Fjodor 1908 02.02.1942 Nr 12
DUDA Antonie Irene 14.09.1943 29.02.1944 Nr 22
DVORZSKAJA Tatjana 07.06.1899 23.11.1944 Nr 1
FJODORCUK Dmitrij 10.10.1921 23.02.1945 Nr 5
KANIN Jevgenij 13.11.1923 04.12.1942 Nr 4
KOVALSKA Sofija 1923 24.07.1943 Nr 6
KRUZIC Ivan 10.10.1925 15.10.1944 Nr 20
KUBICA Marija 1944 1945 Nr 25
MASLOVA Jevgenija 24.02.1884 28.02.1945 Nr 7
OSTROVSKIJ Petr 03.08.1924 20.03.1944 Nr 11
PETROVA Luna 20.01.1944 20.01.1944 Nr 21
PROKOPENKO Marija 1924 1945 Nr 19
RIBJANETZ Pelageja 01.05.1924 18.06.1945 Nr 16
SEMENJUK Prokofij ??.06.1896 02.08.1942 Nr 9
SEMJONOVA Jevdokija 1887 1945 Nr 13
SITCENKO Marija 01.04.1913 25.03.1944 Nr 14
SKIDAN Ivan 15.02.1909 22.10.1942 Nr 2
STROGANOV Ignatij 1908 06.05.1945 Nr 18
TREPOLSKJ Michail 25.09.1895 26.05.1945 Nr 10
VERGUNOV Pavlyk 1944 1945 Nr 24
VERGUNOWA Valentina 1944 1945 Nr 17
VOCHNAKLA Stanislav 1912 1944 Nr 3
VOSTROKUTOW Stepan 18.09.1905 13.01.1942 Nr 15
WIETECHA Henrik 19.10.1922 21.02.1944 Nr 8

Datum der Abschrift: 11.06.2024

Verantwortlich für diesen Beitrag: Werner Lippke
Foto © 2024 Werner Lippke