Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Bad Sulza (Siegessäule), Landkreis Weimarer Land, Thüringen

PLZ 99518

Wappen-Datei: th_lkr-weimarer-land_bad-sulza.jpg

GPS 51.08750, 11.62316 (ehem. Standort)

Auf dem Platz hinter dem Rathaus befand sich ein Denkmal in Form einer Siegessäule, das von einem Schwingen öffnenden Adler gekrönt wurde. Das Denkmal war mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Um ein bleibendes Erinnerungszeichen an die bedeutungsvolle Zeit zu haben, wurden Geldsammlungen für das Denkmal veranstaltet, welche mehr als 600 Taler erbrachten. Davon wurde das auf dem Platze hinter dem Rathause stehende Kriegerdenkmal errichtet. Der Platz erhielt darauf den Namen "Moltkeplatz". Das kunstvoll aus Sandstein gefertigte Denkmal wurde nach einer Zeichnung des Professors Stegmann aus Weimar von dem Bildhauer Schulz in Naumburg hergestellt. Die feierliche Einweihung erfolgte am 30. September 1871. Auf dem Säulenfuß waren Inschriften angebracht.
Fünf Jahre nach der Einweihung des Denkmals 1870/71 erfolgte abermals eine deutlich sichtbare Veränderung am Denkmalstandort. Anlass war die 25. Erinnerungsfeier an die Ereignisse von 1870/71. Wiederum trat ein Bürger-Komitee zusammen, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, hinter dem Krieger- bzw. Siegesdenkmal eine „Krieger-Ehrenmalgrotte“ aus grob bearbeiteten Tuffsteinen (sog. Grottenstein) zu errichten. Sie war für den Raum zwischen dem Denkmal und dem Rathaus mit seinem alten Kämmerei-Gebäude vorgesehen. Zunächst wurde eine meterhohe Wand aus grob bearbeiteten Natursteinen aufgemauert, die in einem leicht radialen Verlauf den Raum zwischen dem Rathausensemble und dem Denkmal trennte. Zwei große Prunkvasen in antikisierender Formgebung schmückten beidseitig die Anlage, zu der eine breite, zweistufige Treppe führte. In der Mitte der Mauer war eine großformatige Tafel mit Inschrift aus schwedischen Granit eingelassen. Die künstlerische Gestaltung oblag dem Bildhauer August Voigt (Weimar), der auch die Granitplatte mit den Inschriften anfertigte. Das Material, die Vasen und die Bausteine lieferte die traditionsreiche Thüringer „Tuffgrottenstein- Ornamentfabrik“ in Clingen. Die nun errechneten Kosten für die Denkmalgrotte beliefen sich auf etwa 700 Mark. Für die vorgesehene Ausführung von Medaillons mit den Bildnissen des Deutschen Kaisers und des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach reichten die eingestellten finanziellen Mittel nicht mehr aus. Der Bau der Tuffstein-Grotte hinter dem Kriegerdenkmal von 1871 war in der Bevölkerung nicht unumstritten. Besonders die ungewöhnliche Gestaltung und optische Wirkung der zu einer Mauer übereinander gehäuften Tuffsteine mit ihrer groben Struktur und dem bizarren Abschluss passten nicht recht in das Bild und entsprach auch nicht jedermanns Geschmack. Kunstmaler Georg Judersleben sah jedenfalls sein ästhetisches Gefühl beim Anblick der Mauer (1936) verletzt und fand die Tuffsteinmauer einfach nur „hässlich‟.
Die feierliche Einweihung der neuen Anlage am ersten September 1895 wurde für die Stadt ein gesellschaftliches Großereignis. Damit waren die Arbeiten am Denkmal und seiner näheren Umgebung aber noch nicht abgeschlossen. Im Februar 1899 beschloss der Gemeinderat, die Säule mit einem neuen Eisengitter einzufrieden. Die Arbeiten führte Schlossermeisters Alwin Schirmer aus.

Inschriften:

Vorderseite
Unseren tapferen Kriegern von 1870/71

Rückseite
(Namen), gefallen den 1. September 1870 bei Sedan

Rechte Seite
Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern

Linke Seite
Gott war mit uns, ihm sei die Ehre

Grotte
Zur 25jährigen
Erinnerungsfeier
an den ruhmreichen Feldzug
von 1870/71
den tapferen Kriegern.
Die dankbare Gemeinde
Stadtsulza

Namen der Gefallenen:

1870/71

Name Vorname Todesdatum & Ort Bemerkungen
KNABE Louis 01.09.1870
Sedan
Sohn des hiesigen Lehrers und Kantors von Dorfsulza
KODRITZSCH August 01.09.1870
Sedan
Verh. und Vater von 3 Kindern

1870/71 (Kriegsteilnehmer)

Name Vorname
GRÖSCHNER Rudolf
KUNICKE Karl
WEISSENBORN August

Quelle (Denkmal): M. F. Heyland. Die Geschichte von Bad Sulza. Heimatheft Nr. 12/1999. S. 76.
(Grotte): Bad Sulzaer Heimathefte Nr. 5 S.19-22.

Datum der Abschrift: 04.03.2022, 29.09.2024

Verantwortlich für diesen Beitrag: Alexander Broich
Foto © 1895 Fritz Rath; Alte Farbpostkarte vor 1929 Verlag Edmund Rost, Stadt Sulza (ein Nachfolger ist nicht vorhanden)