Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Ritzebüttel (Explosionsopfer), Stadt Cuxhaven, Landkreis Cuxhaven, Niedersachsen

PLZ 27474

Steinernes hohes Kreuz auf Sockel. Auf der Vorderseite eine Widmung, auf der Rückseite neun verwitterte Namen. Seitlich davon je zwei verwitterte Grabsteine.

Inschriften:

Zum Gedaechtnis
der am 20. September 1870
durch Torpedo-Explosion
Getoedteten

Namen der Gefallenen:

1870/71

Dienstgrad Name Vorname Geburtsdatum & Ort Todesdatum & Ort Einheit Bemerkungen
Gefreiter BETHMANN Carl 18.12.1870 7.Comp. 1.Pomm. Land. Reg. Nr.2
Lieutn. GALLER 20.09.1870
Kanonier HARLOFF H. C. 13.08.1848 03.05.1871 3. Companie d. Schleswig .... verwittert (Geburtsjahr unklar)
Ka.......... LACOTTA Lazarus Martin 08.11.1848 20.09.1870 17. Garde ........ Companie verwittert
Hauptmann SCHÖLER von 20.09.1870 15. Landwehr-Reg.
Capt. STRUWE 20.09.1870
Lieutn. WEBER 20.09.1870
WIERSZMA 20.09.1870 62. Landwehr-Reg.

„Am Dienstag, den 20. d. M., abends halb 9 Uhr, wurde die Bevölkerung Cuxhavens durch einen dumpfen mit starkem Luftdruck verbundenen Knall aufgeschreckt, der auf eine in der Nähe stattgehabte Explosion schließen ließ. Alsbald verbreitete sich denn auch die Kunde, daß auf dem, der im Hafen an dem Quai der Ostseite liegenden Torpedoflottille angehörenden Dampfer `Neuenfelde` ein Torpedo explodirt sei und Schiff und Mannschaft vernichtet habe. Von in der Nähe befindlichen Leuten waren in der hochaufsteigenden riesigen Feuersäule menschliche Gliedmaßen erkannt worden und das Schiff war sofort gesunken. Die Dunkelheit des Abends ließ keinen Ueberblick über die Unglücksstätte zu, doch wurde sofort mit aller Energie seitens des Militaer=Commandos und unserer Hafenbehörde Anstalten zur Auffindung der Leichen und Rettung etwaiger noch Lebender getroffen und gleichzeitig zur Untersuchung geschritten, wer und wie viel Personen an Bord gewesen waren. Während nun von den Verunglückten im Hafen und auf dem Lande in Entfernung von ca. 300 Schritten einzelne Stücke und Gliedmaßen aufgefunden wurden, ergab die Untersuchung, daß zur Zeit der Explosion 13 Personen an Bord des Schiffes gewesen waren, von denen es 4, welche zur Besatzung des Schiffes gehörten, gelungen war sich zu retten.

Ferner wurde constatiert, daß unter den an Bord Befindlichen die Herren Hauptm. v. Schöler, vom 15. Landwehr=Regiment, Adj. und Lieut. Weber, Lieut. Galler und Wierszma von dem 62. Landwehr=Reg. zu zählen seien, welche von dem Officier der freiwilligen Seewehr und Führer des `Neuenfelde`, Capt. Struwe, zum Abendessen an Bord eingeladen worden waren, und bleibt den aufgefundenen Uniformstücken und Taschentüchern nach auch kein Zweifel, daß sie bei der Katastrophe ihr Leben verloren haben. Im Ganzen büßten bei der Explosion 9 Personen ihr Leben ein, außer oben genannten noch der Schiffsführer Struwe und 3 Mann von der Schiffsbesatzung. Leichen oder vielmehr Stücke derselben wurden bis jetzt aber erst 7 aufgefunden und vermuthet man, daß die beiden Letzten sich noch in dem gesunkenen Schiff befinden.

Ueber die Entstehung des Unglücks hören wir, daß, da beim Anbordkommen das Abendessen noch nicht eingerichtet gewesen ist, Struwe sich erboten haben soll, seinen Gästen zuvor einmal die Construction der Torpedos zu zeigen, und wird das übereilte Losschrauben des Sicherheitsventils wohl die Explosion veranlaßt haben.

Die Geretteten befanden sich auf dem Hintertheil des Schiffes und da das Schiff zuerst vorne, wo die Explosion stattfand, wegsank, so fanden sie Zeit an`s Land zu springen.

Heute Morgen fand die Beerdigung der Verunglückten statt, welche in 6 reichbekränzten Särgen, mit allen militairischen Ehren zur Gruft gebracht und neben den am 9 Mai 1864 in der Schlacht bei Helgoland gefallenen Oesterreichern gebettet wurden. Ein unabsehbares Gefolge, Militair und Civil hatte sich dem Leichenzuge angeschlossen und legte Zeugniß ab von der Theilnahme, die dieses unglückselige Ereigniß hier in allen Kreisen hervorgerufen hat.“ (Zeitung Amt Ritzebüttel, 22.09.1870).

Neufassung aus redaktionellen Gründen am 13.01.2023.

Datum der Abschrift: Juli/Sept. 2005

Verantwortlich für diesen Beitrag: Elke Langner
Foto © 2005 Elke Langner