Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Donaueschingen (Stürmerkasten), Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg

PLZ 78166

Wappen-Datei: bw_schwarzwald-baar-kreis_donaueschingen.jpg

Tafel beim ehemaligen Stürmerkasten, an einer Stützmauer unterhalb vom Rathaus

Inschriften:

Donaueschingen erinnert sich

Der Stürmerkasten
Hier, an den heute noch vorhandenen Eisenhaken, hing von 1935 bis 1945 ein sogenannter „Stürmerkasten“. In diesem mit antisemitischen Parolen beschrifteten Schaukasten war die jeweils aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Der Stürmer“ zu lesen. Solche „Stürmerkästen“ waren im ganzen Deutschen Reich verbreitet.
Die antisemitische Zeitung „Der Stürmer“ wurde ab 1923 von NSDAP-Gauleiter Julius Streicher in Nürnberg herausgegeben. Das Hetzblatt entwickelte sich seit 1933 zu einem NS-Massenblatt und erreichte eine maximale Auflage von 486.000 Stück.
Auch die jüdischen Mitbürger in Donaueschingen mussten die öffentliche Diskriminierung und Hetze ertragen. „Die Juden sind unser Unglück“ war die Überschrift der Stürmerkästen. Wöchentlich verbreitete „Der Stürmer“ seine antisemitische Propaganda zusätzlich mit Berichten über angebliche Vergewaltigungen und eine Verschwörung des internationalen Finanzjudentums.
Leser wurden zu Denunziationen aufgefordert, welche auch veröffentlicht wurden. Streicher unterstützte damit die Politik des NS-Regimes und forderte immer offener die Vernichtung des jüdischen Volkes.

Schicksale unserer jüdischen Mitbürger

Zur Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 lebten in Donaueschingen vier jüdische Familien. Die „Reichspogromnacht“ 1938 erlitten 14 jüdische Mitbürger als Geschäftsleute und Handelsvertreter samt ihren Familien in der Stadt.
Die jüdischen Hausbesitzer wurden 1938/39 bei vorübergehenden Wohnrecht zum Verkauf ihres Eigentums gezwungen. Ihre Konten wurden gesperrt. Im Falle ihrer Auswanderung konnte ihnen so leichter die *Reichsfluchtsteuer“ abgenommen werden.
Am 10. November 1938 marschierte ein von SA-Leuten gesteuerter, vornehmlich aus Schülern gebildeter Zug durch die Stadt und randalierte vor den Häusern der Familien Bensinger, Lindner, Weil und Guggenheim. Die SA in Zivil drang in ihre Wohnungen ein, zerstörte das Mobiliar und misshandelte die Menschen.
Nach den schrecklichen Ereignissen bereiteten fast alle Familien ihre Flucht ins Ausland vor. Die 70-jährige Henriette Lindner blieb und zog zu ihrer Tochter nach Rastatt. 1940 wurde sie in das südfranzösische Lager Gurs/Perpignan deportiert. Dort starb sie am 5. November 1944. Dagobert Guggenheim stellte erfolglos einen Ausreiseantrag und wurde im August 1942 von Gurs in das KZ Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Er wurde am 31. Dezember 1945 für tot erklärt, sein genauer Todestag ist unbekannt.

Datum der Abschrift: 25.06.2023

Verantwortlich für diesen Beitrag: W.Leskovar
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