Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Handeloh (Friedhof), Landkreis Harburg, Niedersachsen

PLZ 21256

Wappen-Datei: ns_lkr-harburg_handeloh.jpg

Grab eines russischen Kriegsgefangenen des 1. Weltkriegs. Das Holzkreuz trägt die Inschrift.
Gedenkstätte für KZ-Opfer: Stele mit Inschrift, rechts davor ein Findling mit Informationstafel.
Private Gedenksteine.

Inschriften:

1. Weltkrieg:
Hier ruht in Gott der Ehemann Jaschinkow Alexei
aus Borisowka bei Smolensk, Kriegsgefangener,
von einem wütenden Stier zu Wörme getötet
am 12. August 1916, Jesaja 66 Vers 13

Gedenkstätte:
Hier ruhen 64 KZ-Häftlinge.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
2. Kor. Kap. 4, Vers 9

Informationstafel:
(Text unterhalb des Beitrags)

Namen der Gefallenen und Opfer:

1. Weltkrieg

Foto Dienstgrad Name Vorname Geburtsdatum & Ort Todesdatum & Ort Einheit Bemerkungen
Gemeiner JASCHINKOW Alexei / Alexis Borisowka bei Smolensk, Kreis Schatsk 12.08.1916 Zwölfeinhalb Uhr Wörme Truppenteil 14.Inf.Regt. 30 Jahre alt, gefangen genommen am 11. November 1914

2. Weltkrieg (Kriegsgrab und private Gedenksteine)

Name Vorname Geburtsdatum & Ort Todesdatum & Ort Bemerkungen
BAHLBURG Hermann 24.10.1923 11.11.1944  
BAHLBURG Jürgen 14.01.1925 18.02.1944  
BAHLBURG Ludwig 26.03.1926 18.11.1944  
BOEK Hedwig Olga 25.02.1917 Hamburg 18.04.1945
12 Uhr 30 Minuten
Höckel, Gemeinde Handeloh
Kriegsgrab,
durch Artillerie Beschuß gefallen, wohnhaft Hamburg, Eppendorfer Landstraße 89
DAHLMANN Gustav 13.03.1925 25.02.1944  
DAHLMANN Otto 13.01.1921 30.04.1945  
DAHLMANN Reinhold 08.06.1919 27.10.1941  
FEDDERKE Frido 06.09.1910 08.10.1944
in Kolobowka, Rußland
 
MEYER Hans 27.07.1920 31.10.1942
im Osten
 
MEYER Helmut 09.08.1914 17.01.1945
in der Ostsee
 
MEYER Hermann 20.07.1921 06.10.1943
im Osten
 
REINKOBER Max 1945  
SLAWSKI Paul 13.04.1891 22.03.1946  

2. Weltkrieg (Einzelgedenken)

Foto Name Vorname Geburtsdatum & Ort Todesdatum & Ort
BEY Helmut 26.09.1920 22.09.1941
Russland
KOEPSEL Gerda 1904 1945

Text der Tafel: Mahnung: Auf dem Handeloher Friedhof sind auch 64 KZ-Insassen beigesetzt. Sie gehörten zu einem Eisenbahntransport von insgesamt etwa 5000 Menschen, der am 8. April 1945 auf dem Handeloher Bahnhof einlief. Wegen der heranrückenden Alliierten wurde Anfang April 1945 das Konzentrationslager „Mittelbau Dora“ im Harz geräumt. Die Häftlinge wurden auf Fußmärschen und in Eisenbahnwaggons evakuiert. Dieser Zug startete wahrscheinlich am 5. April 1945 in Nordhausen/Harz und fuhr über Northeim, Hannover, Celle, Uelzen, Lüneburg, Hamburg, Glückstadt und Itzehoe nach Brunsbüttel. Hier erst gab es den ersten längeren Aufenthalt. Bis Hamburg fuhr er die gleiche Strecke zurück, um dann in Buchholz/Nordheide in Richtung Bergen-Belsen geleitet zu werden.
Etwa 50 Menschen mußten sich einen Güterwaggon teilen. Während der Fahrt gab es kaum Verpflegung, so daß viele Menschen infolge Hungers, Durst, Krankheiten und Erschöpfung unterwegs starben. Die sanitären Verhältnisse waren völlig unzureichend. Die während der Fahrt Umgekommenen und einige am Handeloher Bahnhof von Bewachern Erschossene wurden am Morgen des 9. April 1945 in einem Massengrab in der Nähe des Bahnhofes verscharrt. Gegen Mittag startete der Zug in Richtung Bergen-Belsen.
Der damalige Handeloher Bürgermeister Peters organisierte eine sehr couragierte Hilfsaktion. Innerhalb weniger Stunden kochte die Handeloher Bevölkerung fast 40 Zentner Kartoffeln; 80 Zentner rohe Steckrüben, viele Brote sowie Kannen mit Milch und Kaffee wurden an den Zug gebracht.
Die einrückenden englischen Truppen fanden das Massengrab in einem sehr gepflegten Zustand vor. Anders als in anderen Orten entlang der Heidebahn wurde die Handeloher Bevölkerung deshalb nicht gezwungen, die Toten wieder auszugraben und auf dem Friedhof zu bestatten. Handeloher Schulklassen pflegten die Grabstätte in Bahnhofsnähe, bis erst in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre auf Veranlassung der Bezirksregierung die Umbettung auf den Friedhof stattfand.

Zusatzinformationen in Grau: Sterbeurkunden der Samtgemeinde Tostedt

Neufassung aus redaktionellen Gründen am 29.07.2022

Datum der Abschrift: 25.09.2005 / April 2011 / Dezember 2023

Verantwortlich für diesen Beitrag: Karin Offen / anonym (Ergänzung 1. Weltkrieg und Einzelgedenken) /
Samtgemeinde Tostedt (Daten aus Sterbeurkunden)
Foto © 2005 Karin Offen / 2011 anonym (1. Weltkrieg und Einzelgedenken)