Onlineprojekt Gefallenendenkmäler

Habakladrau, Bezirk Eger, Tschechien
Heute: Ovesné Kladruby, Okres Cheb, Karlovarský kraj

GPS 49.953031, 12.779182


Zentrales Register der Kriegsgräber: CZE4105-41779.
Das Denkmal aus rotbraunem schwedischem Marmor, gekrönt von einem massiven Adler mit Fahnen an die Spitze, stand ursprünglich auf dem Kirchplatz in Marienbad, wo es 1908 anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. enthüllt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Denkmal auf den städtischen Bauhof gebracht. 1926 bemerkte es die Kommission für die Errichtung eines Kriegerdenkmals von Habakladrau und beschloss, es zu kaufen, was dann auch geschah. Der Ort errichtete damit ein Denkmal für seine 17 Opfer des Ersten Weltkriegs. An drei Seiten befanden sich Tafeln und Text. Mit Hilfe von Spenden und Sammlungen wurde der notwendige Betrag von 12.300 Kronen aufgebracht und für weitere fast viertausend wurde das Denkmal zu einem Denkmal zu Ehren der 17 gefallenen Männer aus Habakladrau umgebaut.
Die Einweihung des Denkmals fand am 30. Mai 1926 statt. Im Dorf versammelten sich mehr als zweitausend Menschen. Am Vormittag fand im Haus Nr. 53 eine Feldmesse statt, gehalten von Pfarrer Kriegelsteiner, die eigentliche Feier fand am Nachmittag statt. Der Bürgermeister des Ortes, Franz Waltinger, hielt eine kurze Ansprache und begrüßte die zahlreichen Gäste. Anschließend hielt Lehrer Franz Nitsch aus Auschowitz eine Rede in der eigentlichen Feierstunde. Am Nachmittag gab es ein Gartenkonzert bei Herrn Koherer. Im Sockel des Kriegerdenkmals wurde eine Kupferurne mit der Urkunde zur Errichtung des Denkmals eingemauert. Diese wurde vom Lehrer Theobald Pitrolf verfasst und gemeinsam mit den Mitgliedern des Gemeinderates unterzeichnet. Die Urkunde enthielt die wichtigsten Ereignisse der Zeit, die Namen aller Spender, Kosten usw.
Das Denkmal steht noch heute im Dorf, unweit der Kirche, also an seinem ursprünglichen Standort. Es befindet sich in vorbildlichem Zustand (die Instandsetzung erfolgte 2018) und gehört zu den schönsten Baudenkmälern dieser Art in der Region. Die Tafeln gingen jedoch nach 1945 verloren. Bei der Neugestaltung wurden geringfügige Änderungen vorgenommen. In der Ortskirche St. Laurentius befand sich eine kürzlich entdeckte Gedenktafel für 8 gefallene Männer aus dem nahe gelegenen Dorf Wischenzahn, das heute nicht mehr existiert. Die Tafel war jahrzehntelang hinter einem Bild in der Kirche verborgen und wurde beim Wiederaufbau des Denkmals auf der linken Seite angebracht. Sie ist sehr gut erhalten, einschließlich Holzteilen. Sie enthält eine Inschrift in tschechischer Sprache und die Namen der 17 lokalen Gefallenen. Die Spitze des Denkmals ist mit einer originalgetreuen Kopie der Originalskulptur eines Adlers geschmückt.

Inschriften:

vorn
1848            1908
Zur bleibenden Erinnerung an das
60jährige Regierungsjubiläum
unseres erhabenen Monarchen
Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.
in Ehrfurcht gewidmet vom
Erzherzog Ferdinand Karl patriot.
Krieger Korps der Kurstadt
Marienbad.

links

Gedenket
unserer tapferen Helden
des Weltkrieges
1914 -1918
(Namen)
Gemeinde Wischezahn

rechts

Na paměť
na frontách války padlých synů
z Ovesných Kladrub
a k jejich poctě
1914 -1918
(Namen)
(dt.: Zur Erinnerung an die an den Kriegsfronten gefallenen Söhne
von Habakladrau
und zu ihren Ehren
1914-1918)

Namen der Gefallenen:

1. Weltkrieg

Name Vorname Todesdatum & Ort Einheit Bemerkungen
ARBES Josef 1915
Italien
LR 6 Aus Wischenzahn. Vermisst
BRICH Josef Aus Habakladrau, Haus Nr. 36
DENK Anton 17.01.1915
Kaschau
IR 73 Aus Wischenzahn. Gestorben.
DENK Karl Aus Habakladrau, Haus Nr. 60
FRITZ Martin Aus Habakladrau, Haus Nr. 89
GARSCHA Engelbert Aus Habakladrau, Haus Nr. 45
GIBITZ Franz Aus Habakladrau, Haus Nr. 42
GÜHNA Richard Aus Habakladrau, Haus Nr. 85
KONHEISNER Franz 16.12.1914
Galizien
Land.Schutz.Reg. 2 Aus Wischenzahn.
LEHNINGER Franz Aus Habakladrau, Haus Nr.
NEUBAUER Anton Aus Habakladrau, Haus Nr. 22
PLESCHER Adolf Aus Habakladrau, Haus Nr. 667
PLESCHER Alois Aus Habakladrau, Haus Nr. 67
PLESCHER Franz Josef Aus Habakladrau, Haus Nr. 67
RENNER Ernst Aus Habakladrau, Haus Nr. 65
RENNER Johann Aus Habakladrau, Haus Nr. 65
STEINER Ernst 16. IR 73 Aus Wischenzahn. Vermisst
STEINER Ernst 07.03.1915
Budapest
Jäg.Bat. 22 Aus Wischenzahn. Gestorben
STEINER Franz 27.02.1917 AR 8 Aus Wischenzahn. Gestorben
VOIT Rudolfg Aus Habakladrau, Haus Nr. 48
WORSCHECK Engelb. 25.07.1916
Monte Cebio, Italien
IR 73 Aus Wischenzahn.
WORSCHECK Ernst 22.07.1915
Russland
IR 73 Aus Wischenzahn. In Gefangenschaft gestorben.
WURDINGER Isidor Aus Habakladrau, Haus Nr. 91
ZASCHKA Anton Aus Habakladrau, Haus Nr. 24
ZASCHKA Josef Aus Habakladrau, Haus Nr. 24

Anmerkung: Habakladrau befindet sich südlich des Kaiserwaldes im Tepler Hochland. Nordwestlich erhebt sich der 847 m hohe Podhorní vrch, dessen Umgebung bereits von Johann Wolfgang von Goethe geognostisch beschrieben wurde. Im Nordosten liegt die von der Teplá gespeiste Trinkwassertalsperre Podhora. Seit 1242 befand sich in dem Ort eine Pfarrei für die umliegenden Dörfer. Erstmals urkundlich ist die Existenz des zum Besitz des Klosters Tepl gehörigen Dorfes Avenatika Cladruna (von lat. avena = Hafer; vergleiche auch tschechisch oves = Hafer; klady robote = Stämme fällen, Holzfällerdorf, s. Kladrau) 1273 belegt. Seit 1363 bestand der Kirchsprengel Habakladrau, der aus den Dörfern Habakladrau, Abaschin, Hohendorf, Müllestau, Wischezahn und Wischkowitz bestand. Das Kloster verlieh dem Dorf mehrere Privilegien, darunter die Vererbbarkeit der Besitzungen nach deutschem Recht, das Braurecht und die Niedere Gerichtsbarkeit. Am 25. April 1611 vernichtete ein Großbrand einen Teil des Ortes mit der Kirche; im selben Jahre starben innerhalb von vier Monaten 130 Einwohner an der Pest. Im 17. Jahrhundert bestanden Absichten, den Status eines Marktes, Fleckens oder gar Stadtrechte zu erlangen. 1717 entzog das Kloster dem Ort das Recht zum freien Erbfall der Höfe. Nach der Ablösung der Patrimonialherrschaften wurde Habakladrau 1849 Teil des politischen Bezirkes Tepl. 1882 bestand der Ort aus 73 Häusern, in denen 501 Einwohner lebten. Mit der Einrichtung des Gerichtsbezirks Marienbad im Jahre 1888 gehörte Habakladrau zu diesem. Durch den Bau der Nebenbahn Marienbad-Karlsbad erhielt der Ort 1898 einen Eisenbahnanschluss. Nach dem Münchner Abkommen wurde der Ort dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Marienbad. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutschböhmische Bevölkerung vertrieben. In der Folge kam es zum verstärkten Zuzug von Tschechen aus dem Landesinneren, Slowaken, Repatrianten und Roma. 1960 erfolgte die Eingemeindung nach Marienbad; seit dem 24. November 1990 ist Habakladrau wieder eine selbstständige Gemeinde.

Quellen: Autorenkollektiv. Stopy velké války (Spuren des großen Krieges). HG: Museum Sokolov. 1. Auflage 2018. S. 81/82. ISBN 978-80-86630-35-9.
Vets.cz (www.vets.cz/vyhledavani/).
Wikipedia zu Habakladrau.

Datum der Abschrift: 11.09.2022

Verantwortlich für diesen Beitrag: Alexander Broich
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