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Fischern, Stadt Karlsbad, Bezirk Karlsbad, Tschechien Heute: Rybáře, Mesto Karlovy Vary, Karlovarský kraj
GPS 50.234014, 12.851977
In der Kirche St. Urban wurde 1938 auf Wunsch des Militärvereins eine Gedenkhalle für gefallene Soldaten errichtet. Im Zuge dieses Umbaus wurde der Innenraum gotisiert und die Außenfassaden erneuert. Über dem Eingang war ein Schild mit Aufschrift. Vor dem Eingang am Ende der Zugangstreppe wurden zwei Säulen mit Schalen für das ewige Feuer hinzugefügt. Der Friedhof und die Umgebung der Kirche wurden landschaftlich gestaltet. In der Kirche wurde unter dem Bogen des Chores, auf dem eine Inschrift stand, ein Denkmal mit einer Urne und einer figürlichen Skulptur eines liegenden gefallenen Kriegers errichtet. An den Wänden seitlich des Bogens wurden Gedenktafeln aus Porzellan mit den Namen der Gefallenen angebracht. Der hintere Teil des Chores wurde von einem großen Kreuz dominiert, und in der Kirche wurde auch eine Besonderheit, eine 70 cm hohe Glocke aus reinem Porzellan, aufgestellt. Der Dorfchronist gab an, dass mindestens 306 Männer gestorben seien, die Volkszählung von 1941 ergab sogar 343 Tote. Nach dem Anschluss der Grenzgebiete an das Großdeutsche Reich wurde die Kirche 1939 in ein nationales Befreiungsdenkmal umgewandelt. Dem Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde eine Ausstellung hinzugefügt, die den Bemühungen um die Schaffung der Provinz Deutschböhmen in den Tagen der entstehenden Tschechoslowakei gewidmet ist. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs verwandelte sich die Kirche St. Urban in ein Denkmal des Widerstands. Eine weitere Veränderung erfolgte nach 1948, als die ehemalige Kirche in ein Mahnmal der Roten Armee umgewandelt und anstelle eines Kreuzes ein roter Stern auf der Turmspitze angebracht wurde, der erst im August 1968 entfernt wurde. In der sozialistischen Ära war die Kirche sogar vom Abriss bedroht. Heute wird die Kirche komplett renoviert. Auch die Kriegsgräber auf dem Ortsfriedhof in Fischern erinnerten an die Härten des Krieges. Heute jedoch erinnert auf dem örtlichen Friedhof nichts mehr an diese Gefallenen und Toten. Es konnte bisher nur ein Foto der Kirche aus dem Jahr 1937, jedoch keine Innenaufnahmen, gefunden werden.
Inschriften:
über dem Eingang Sie haben gekämpft. Sie sind gestorben. Sie leben
unter dem Bogen des Chores Die Heimat dankt Euch
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Anmerkung: Fischern ist heute ein Stadtteil von Karlsbad und liegt am linken Ufer der Eger. Es ist nicht zu verwechseln mit (Böhmisch) Fischern, einem devastierten Ort bei Liebenstein (Libá). Die Existenz der Siedlung ist durch urkundliche Berichte aus dem Jahr 1290 belegt. In den frühesten Zeiten war Fischern eine Siedlung der Burg Elbogen, erst 1897 erhielten sie Stadtrechte. Im 19. Jahrhundert erfuhr Fischern einen grundlegenden Wandel. Es wurden nicht nur neue Straßen und Brücken gebaut, auch die Inbetriebnahme der Eisenbahn hatte erhebliche Auswirkungen. Zu den wichtigsten Unternehmen gehörte die Porzellanfabrik Knoll, die in den 1840er Jahren vom geschäftstüchtigen Karlsbader Kaufmann Carl Josef Knoll gegründet wurde. 1930 hatte die Stadt bereits 552 Häuser mit 769 Einwohnern. Im Mai 1939 wurde Fischern Teil von Karlsbad. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie dank der Aussiedlung zu einer fast entvölkerten Stadt; Ende 1946 waren hier nur noch 4.052 Einwohner verzeichnet. Dank der in den 1970er und 1980er Jahren neu geschaffenen Wohnsiedlungen auf dem Rosenberg und der Čankovska Straße wuchs die Einwohnerzahl schnell. 1991 hatte der Ort Fischern 566 Häuser mit 12.820 Einwohnern. Die Kirche St. Urban wird laut baugeschichtlicher Erhebung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Die erste schriftliche Erwähnung geht jedoch auf das Jahr 1511 zurück.
Sonstige Quellen: Autorenkollektiv. Stopy velké války (Spuren des großen Krieges). HG: Museum Sokolov. 1. Auflage 2018. S. 216/17. ISBN 978-80-86630-35-9.
Datum der Abschrift: 24.07.2022
Verantwortlich für diesen Beitrag: Alexander Broich
Foto © Autorenkollektiv a. a. O. (Gen. liegt vor)
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