Dieser Beitrag entstammt der Thüringer Sippe, 1937, S. 62
von Friedrich Mann aus Langensalza:
„Die Stadt Aussig in Böhmen, die dem Kurfürsten von Sachsen
verpfändet war, wurde 1426, als sich Kurfürst Friedrich der
Streitbare gerade auf dem Reichtag zu Nürnberg befand, von den
Hussiten gestürmt. Da ließ seine Gemahlin Katharina zum Entsatz
der Stadt ein Aufgebot an alle Lehnsleute.
Auf den Aufruf der
Landesherrin erschienen in großer Zahl Ritter, Reisige und
Bürger aus allen Städten des Landes. Graf Ernst von GLEICHEN
führte die Thüringer. Das thüringisch-meißnische Heer wurde
jedoch am 15. Juni 1426 von den Hussiten vernichtend geschlagen.
Die vom langen Marsch ermüdeten Thüringer leisteten dem Gegner am
längsten Widerstand und erlitten schwere Verluste.
Auch Graf
Ernst von GLEICHEN und seine beiden Vettern, die Grafen Erwin
und Friedrich von GLEICHEN-TONNA, starben den Heldentod.
Die Langensalzaer Stadtrechnungen aus jenen Jahren, die über die
Teilnahme der Bürgerschaft an diesem Kriegszug Auskunft geben
könnten, sind nicht mehr vorhanden. Dagegen bringt die
Stadtrechnung von 1431 folgende Notiz: ‚Item 5 Pfund 5 fl.
dederunt Sundermanne vor sin harnaschs das er In der nederlage
In behem vor ußk vor Sechß Jaren verloren hadte protunc noluit
recipere.‘ Auch 1429 nahmen Langensalzaer Bürger dreimal und
1431 einmal an Heerfahrten gegen die Hussiten teil.
Der 1861 in Naumburg verstorbene Konsistorialpräsident Karl
Friedrich Göschel veröffentlichte in den Ergänzungen und
Berichtigungen zum 2. Band seiner ‚Chronik der Stadt
Langensalza‘ (1818) ein Verzeichnis der im Jahre 1426 bei Aussig
gefallenen Langensalzaer Bürger und Knechte. Dieses nachstehende
Verzeichnis wurde einem heute nicht mehr auffindbaren alten
Notizbuch im Stadtarchiv Langensalza entnommen. Unter den darin
genannten 89 Toten befinden sich 8 Wollweber, 4 Bäcker, 7
Kürschner, 4 Grobschmiede, 3 Kleinschmiede, 9 Schneider, 8
Schuhmacher, 1 Leineweber, 1 Krämer, 1 Lohgerber und 2
Fleischer.“