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Totenzettel









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Neustadt (Kreisstadt, poln. Prudnik), Oberschlesien:

1888 enthüllter, imposanter, schön bearbeiteter Obelisk, 12 m Höhe, Wilhelm I., Friedrich III., Bismarck und Moltke in Bronze-Medaillons, über Wilhelm I. schwebt "Der Friede", schönes Relief, an der Spitze thront der preußische Adler aus Bronze.  (Siehe auch Beschreibung unten)

Zur Truppenzugehörigkeit: Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den Gefallenen ausschließlich um Angehörige der 2. und 4. Eskadron des 2. Schlesischen Husarenregiments, welche bis zum 24. Oktober 1888 in Neustadt stationiert war. Ihr neuer Standort war Leobschütz O./S., wogegen in Neustadt die 3. Abteilung des Feldartillerie-Regiments Clausewitz untergebracht wurde.  

Neustadt (poln. Prudnik), 1870/71

Inschriften:

Auf dem Felde der Ehre
verbluteten für
des Vaterlands Größe  

Namen der Gefallenen:

Name

Vorname

Bemerkungen

GÜRNTH

Franz

 

HOCKE

Josef

 

KREISEL

Julius

 

SCHINDLER

Karl

 

STRASSBURG

Franz

"ss" = "ß"

ZEISSNER

Richard

"ss" = "ß"

Der Krieg von 1864:  Zu Anfang des Jahres 1864 brach der Krieg der Preußen und Österreicher gegen Dänemark aus. In einem Ausruf vom 12. Februar bat der Landrat Berlin um Charpie und Verbandsstücke für die ins Feld gerückte Armee. Der Krieg, dessen Hauptkämpfe bei Alsen und den Düppeler Schanzen stattfanden, wurde durch den Frieden zu Wien am 30. Oktober 1864 beigelegt.

Die Musikkapelle des 2. Schlesischen Regiments Nr. 6 war schon früher heimgekehrt und veranstaltete zur allgemeinen Freude am 3. Juni ein Konzert. Der Dankgottesdienst fand aber erst am 18 Dezember statt. Einige Neustädter Kämpfer hatten an dem Sturm auf die Düppeler Schanzen ruhmvoll teilgenommen, so die Weber „August Reimann“ und „Johann Reisch“, beide wurden seitens der Stadt besondere Anerkennungen zu Teil.

Der Krieg von 1866:  Aus heiterem Himmel erfolgte am 5. Mai 1866 die Mobilmachung Preußens gegen Österreich. Am 22. Mai rückte die 4. Eskadron und der Regimentsstab aus Neustadt an die Grenze bei Ziegenhals Kreis Neiße, am 27. Mai rückte auch die 2. Eskadron in die Gegend von Ottmachau Kreis Grottkau.

So entbehrte die Stadt des militärischen Schutzes. Noch im Mai erließ der Magistrat einen Aufruf an die wehrhaften Bürger, für jeden der 6 Stadtbezirke einen Sicherheitsverein zu bilden und bestimmte folgendes: „Die Mitglieder eines jeden Bezirks wählen unter sich den Bezirksführer. Die Schützengilde bildet sich nach wie vor einen besonderen Verein. Soweit die Vereinsmitglieder sich Waffen verschaffen können, werden besondere bewaffnete Abteilungen gebildet. Der Sicherheitsverein hat für Ruhe und Sicherheit des Eigentums zu sorgen, nicht aber gegen den Feind zu kämpfen; etwa übertretende Feinde sind als Gäste zu betrachten.“ Am 6. Juni erließ der Magistrat ein Statut des Sicherheitsvereins zu Neustadt, das die Rechte und Pflichten noch näher angab. Kreisgerichtsrat von Kunowsky war Vorsitzender des Sicherheitsvereins.

Außerdem wurde am 4. Juli die Stadtwehr gebildet und dieselbe die Schützengilde, die Turner sowie die sechs Corps der 6 Stadtbezirke nebst den Bezirksführern eingereiht, im Ganzen 1.323 Mann. Trotzdem durchschwirrten beunruhigende Gerüchte die Stadt, als ob die Österreicher kämen und die Stadt, wie ehemals am 28. Februar 1779, in Brand stecken würden. Viele Einwohner suchten das Eigentum zu bergen, die Wertpapiere der Kämmereikasse und die Kleinodien des Leihamts wurden nach Polen geschafft.

Unter Leitung der Frau Kreisgerichtsdirektor Scotti, Frau Bürgermeister Kammler, Frau Oberzollinspektor Fromm und Fräulein Witte bildete sich ein Kreisverein von Frauen und Jungfrauen, welcher Geld, Charpie, Leinwand, Bandagen, Bekleidungsstücke für die Armee sammelte. Der Frauen- und Jungfrauenverein erstattete von Zeit zu Zeit Bericht über seine patriotische Tätigkeit.

Aber der glänzende Sieg der Preußen bei Königgrätz am 3. Juni, der schon am nächsten Tage durch Illumination der Stadt gefeiert wurde, zerstreute die bange Furcht. In das Kloster der Barmherzigen Brüder kamen 45 Verwundete, das Militärlazarett blieb leer; einige Truppendurchmärsche machten keine Schwierigkeit. So hatte die Stadt nicht viel zu leidern; trotzdem war die Siegesfreude ungeheuer, weil die befürchteten Übel nicht eingetreten waren. Am 24. September wurde das Freudenfest gefeiert, als die zurückgekehrten siegreichen Truppen unter Führung des Majors von Walther auf dem Ringe von den städtischen Behörden feierlich begrüßt wurden. Am nächsten Tag wurde die Mannschaft beider Eskadrons, etwa 400 Mann, auf dem Kasernenhof von der Stadt bewirtet. In gleich glänzender Weise verlief das von der Stadt zu Ehren der Offiziere arrangierte Diner, ebenso am 29. September das Fest der eingezogenen Reservisten. Das allgemeine Siegfest wurde am 11. November 1866 gefeiert.

Der Krieg von 1870-1871:  Sobald der Krieg an Frankreich erklärt war, wurden die detachierten Eskadrons des hiesigen Husarenregiments in die Nähe von Neustadt herangezogen, die 1. Eskadron nach Buchelsdorf, die 5. nach Leuber, die 3. in die hiesige Kaserne, die 4. in die Kantonnementsquartiere innerhalb der Stadt, die 2. blieb in ihren Bürgerquartieren. Die 3. Eskadron wurde Ersatz-Eskadron und verblieb als solche nebst der Bekleidungskommission während des Krieges in Neustadt.

Am Morgen des 27. Juli 1870 verließ das Regiment die Stadt, feierlich verabschiedet und von Segenswünschen der Bürger begleitet. An demselben Tage fand der Bittgottesdienst aus Anlass des ausgebrochenen Krieges in beiden Kirchen statt.

Mit welcher Freude wurden die Siegesnachrichten aufgenommen! Das Postamt hatte Sorge getragen, dass die eingehenden Depeschen ohne Verzug durch den Druck veröffentlicht wurden und den Jubel in die ärmste Hütte hineintrugen. Die wehenden Fahren verkündeten von den Türmen der Stadt die frohe Botschaften auch den ländlichen Gemeinden der Umgebung. Allgemein war die Siegesstimmung besonders am 3. September 1870, als nach der Schlacht bei Sedan und der Gefangennehmung des Kaisers Napoleon III. ein Freudenfest mit allgemeiner Illumination, Musik und Gesang auf dem Ringe gefeiert wurde. Ebenso herrlich verlief die Friedensfeier am 3. März 1871. 19:30 Uhr bewegte sich der Festzug unter Musik und Gesang mit lauten Jubel bei glänzender Illumination und Fackelzug durch die innere Stadt. Bürgermeister Kammler verlas die Allerhöchste Friedensdepesche und hielt von den Stufen des Rathauses eine begeisterte Rede an die dichtgedrängte Menge; ein brausendes Hoch auf Kaiser Wilhelm und das wiederaufgerichtete Deutsche Reich war die Antwort der Zuhörer.

In der Zeit vom 10. August 1870 bis 13. Juni 1871 befand sich unser Husarenregiment in Frankreich und nahm an den Schlachten bei Beaumont, Sedan, Orleans, Beaugeney, Le Mans, an der Belagerung von Paris und 16 Treffen ruhmreichen Anteil. Am Sonntag, den 18 Juni, kehrte es unter Führung des Oberstleutnants von Grävenitz in die Stadt zurück. Nach dem für denselben Tag Allerhöchst angeordneten Dankgottesdienst, der in beiden Kirchen abgehalten worden war, bewegte sich der Festzug der Behörden, Vereine und der gesamten Schuljugend unter Zudrang der Städter und der Bewohner der Umgebung bis zu Prudnikbrücke in der Obervorstadt und geleitete das angekommene Regiment durch die im reichsten Schmuck prangenden Straßen, Ehrenpforten und Kränze nach dem Ringe, wo die Begrüßung des Regiments und Bewirtung der Truppen unter gleichzeitiger Überreichung eines Ehrengeschenkes erfolgte.

Am folgenden Tage fand die Ausgleichung der Eskadrons und der Übergang in die Friedensformation statt. Das zurückkehrende Landwehrbataillon wurde in seinem Stationsorte Kosel (Cosel) am 16. März festlich empfangen und den Mannschaften desselben, sowie den zurückgekehrten Reservisten aus hiesiger Stadt wurde zu dem am 5. August gefeierten Wiedervereinigungsfeste ebenfalls ein Ehrengeschenk überreicht.

Am 26. November 1871 fand der allgemeine Trauergottesdienst für die gefallenen Krieger in beiden Kirchen statt.

Das Kriegerdenkmal: Das Andenken an die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. und an die Helden, die für die Einigung Deutschlands ihr Blut vergossen hatten, wurde noch in dem Todesjahr der beiden Kaiser in würdiger Weise durch die Einweihung des Kriegerdenkmals am 21. Oktober 1888 begangen. Das „Komitee für den Bau eines Kriegerdenkmals in Neustadt“ hatte das Werk, einen imposanten, hochragenden sehr schön bearbeiteten Obelisk mit 12 m Höhe in den Promenadenanlagen, geschaffen. An dem Denkmal waren als Bronze-Medaillons die Kaiser Wilhelm I., Friedrich III., Reichskanzler Bismarck und Feldmarschall Moltke angebracht. Über Kaiser Wilhelm I. schwebte „Der Friede“, ein schönes Relief und an der Spitze des Obelisken thronte der preußische Adler aus Bronze. 

Das Programm war folgendes: 11 Uhr Antreten der Behörden und der Vereine vor dem Kreis-Ständehause; Umzug durch die Stadt nach dem Festplatz. Festgesang der hiesigen Männergesangvereine, Festrede, Weihe und Nagelung der neuen Fahne, Rückmarsch zum Ständehaus, Festessen, abends Festvorstellung, Beflaggen der Häuser.

Die Reihenfolge im Festzuge war folgende: Behörden, Baukomitee, Kriegerverein Neustadt, Männergesangverein, Verein Liedertafel.  Dann durch Los bestimmt: 1. Beamte des Amtsgerichts; 2. Gesellenverein; 3. Schuhmacherinnung; 4. Militärverein Wiese Pauliner; 5. Männerturnverein; 6. Edolioverein (Sparkassenverein); 7. Kriegerverein Schnellewalde; 8. Militärverein Neustadt; 9. Feuerwehrverein Neustadt; 10. Evangelischer Jünglingsverein; 11. Schützengilde; 12. Turnverein Vorwärts; 13. Kriegerverein Oberglogau und Mochau.  Diese Aufzählung ist interessant, weil sie eine Übersicht der damaligen in der Öffentlichkeit tretenden Vereine gibt.

Quellen: Dr. Johannes Chrzaszcz (Chrzonz) - Geschichte der Stadt Neustadt (1912);  Reiseführer durch Oberschlesien (1929)

Beitrag von: Thomas Gläser

 

 

 

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