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Esslingen am Neckar (Stolpersteine), Landkreis Esslingen, Baden-Württemberg
PLZ 73728
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die von Nationalsozialisten ermordet, Deportation, vertrieben oder in den Freitod getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Quelle: Wikipedia Gunter Demnig hat (Stand April 2010) in über 530 Städten und Gemeinden Deutschlands sowie in Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, den Niederlanden und der Ukraine 22.000 Stolpersteine verlegt. Erste Stolpersteine in Norwegen und Dänemark sind im Jahr 2010 geplant.
Inschriften:
Stolperstein Abraham Schweizer HIER LERNTE ABRAHAM SCHWEIZER JG. 1875 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 1942 TREBLINKA
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Namen der Opfer:
2. Weltkrieg
Foto
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Name
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Vorname
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Geburtsdatum & Ort
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Todesdatum & Ort
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Bemerkungen
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BUCK
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Waltraud
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Jg. 1939 04.03.1939 Esslingen
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Ermordet 1941 25.04.1941 Wiesloch
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4*) Pliensaustraße 20. Eingewiesen 1940 / Heil-und Pflegeanstalt Wiesloch
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GOLD
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Ruth Rosa
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Jg. 1920 16.08.1920 Esslingen am Neckar
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etwa 2006 Chicago, USA,
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3*) Deportiert 1939 / Tarnow / Auschwitz / 1944 Ravensbrück / überlebt; nach der Befreiung am 3. Mai 1945 im Harz durch russisches Militär nach Esslingen zurückgekehrt, seit Ende März 1946 (in Stuttgart) verheiratet mit Misha Rontal, Opernsänger und Kantor der Stuttgarter jüdischen Gemeinde, Mutter von zwei Söhnen, später in die USA ausgewandert
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GOLDSCHMIDT
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Leopold
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JG. 1915 19.01.1915 Esslingen
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1*) (Hier lernte) 1925-1933, Flucht 1933, Brasilien, überlebt
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GOLDSCHMIDT
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Marta
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JG. 1918 09.12.1918 Esslingen
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1*) (Hier lernte) 1929-1935, Flucht 1936, Brasilien, überlebt
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LEDERMANN
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Boris
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JG. 1923 16.10.1923 Stuttgart
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22.09.1941 Antwerpen, Militärkrankenh.
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1*) (Hier lernte) 1934-1939, Flucht 1941 Belgien, interniert 1941, KZ Breendonk, Gestorben an den Folgen der Lagerhaft
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LIEBEL
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Georg
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JG. 1916 22.09.1916 Wien
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1*) (Hier lernte) 1927-1936, Flucht 1939, England, überlebt
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MAIER-LEIBNITZ
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Magdalene
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JG. 1916 25.01.1916 Esslingen
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22.04.1941 „Heilanstalt“ Hadamar,
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1*) (Hier lernte) 1926 bis 1932, „Zuletzt behandelt in Priv. Heilanstalt Kennenburg“, Zwischenanstalt Weinsberg, Opfer d. sogenannten „Euthanasie“, ermordet
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SCHWEIZER
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Abraham
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03.02.1875 Schopfloch, bei Dinkelsbühl
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wahrscheinlich Ende 09.1942 Treblinka
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2*) 1890 - 1893 Besuch des Lyceums in Esslingen. Nach Studium, Promotion und erster Station als Rabbiner in Weikersheim für viele Jahre Bezirksrabbiner in Horb a. Neckar. Nach der Deportation nach Theresienstadt und der Verlegung in ein Vernichtungslager ermordet. Genaues Todesdatum unbekannt. Später für tot erklärt.
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1*) Im Schulhof des traditionsreichen Esslinger Georgii-Gymnasiums, Lohwasen 1, befinden sich fünf Stolpersteine zum Andenken an vier Schüler und eine Schülerin, die in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft diskriminiert und verfolgt wurden. Anmerkungen in Rot: Eigene Recherchen (u.a. im Schularchiv des Georgii-Gymnasiums).
2*) Esslingen, Abt-Fulrad-Straße 3. Stolperstein vor der ehemaligen Lateinschule, heute Stadtkämmerei.
3*) Ein ausführlicher Beitrag zur Geschichte der Familie Peter Golds, der in Esslingen ein Schuhgeschäft mit Filialen in anderen Städten im Umkreis besaß, findet sich in Joachim Hahn, Jüdisches Leben in Esslingen. Geschichte, Quellen und Dokumentation, Esslingen 1994 (= Esslinger Studien. Schriftenreihe Band 14), S. 246 - 249, und im Internet unter: ns-opfer-nt.jimdofree.com/opfer/juden/boykott-schuhhaus gold/ aufgerufen am 12.01.2021.
4*) Anmerkung: Waltraud Buck, bei ihrer Ermordung gerade zwei Jahre alt geworden, kam mit einer Gehirnblutung auf die Welt und bekam später eine schwere Magen-Darm-Infektion. Bereits am 22. November 1940 kam das Kind nach Wiesloch (südlich von Heidelberg) in die dortige Heil- und Pflegeanstalt. Waltrauds Mutter besuchte ihre Tochter mehrmals und stellte im Februar 1941 fest, dass sich der Gesundheitszustand des Kindes deutlich verschlechtert hatte. In der „Kinderfachabteilung“ der Anstalt wurde Waltraud Buck vermutlich mit einer Überdosis Beruhigungsmitteln am 25. April 1941 getötet und zwei Tage später auf dem Anstaltsfriedhof bestattet. Die Zweijährige ist eines von zigtausenden „Euthanasieopfern“. Die Bezeichnungen „Heil- und Pflegeanstalt“ und „Kinderfachabteilung“ klingen, wenn man die Funktion und die Zustände in der Anstalt bedenkt, aus heutiger Sicht zynisch. Weitere Informationen, auch zu Waltraud Buck, in: Gudrun Silberzahn-Jandt, Esslingen am Neckar im System von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ während des Nationalsozialismus. Strukturen - Orte - Biographien, Esslingen (Jan Thorbecke Verlag) 2015, v. a. S. 214 - 220 (= Esslinger Studien. Schriftenreihe. Band 24). Ergänzungen in Blau: Privat-Archiv Alfred Hottenträger.
Datum der Abschrift: 11.10.2018, 25.03.2019, 12.10.2019, 16.01.2021
Verantwortlich für diesen Beitrag: Alfred Hottenträger
Foto © 2019, 2021 Alfred Hottenträger
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