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Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher

 

 


 

 

Guglwald (Mahnmal Eiserner Vorhang), Gemeinde Vorderweißenbach, Bezirk Urfahr-Umgebung, Oberösterreich, Österreich

PLZ 4191

Am Waldrand oberhalb von Guglwald; überdachtes Denkmal, an der Wand Gedenktafeln zur Geschichte des Eisernen Vorhanges, dazwischen Tafeln in tschechischer Sprache, etwas seitlich vom Denkmal ein Gedenkstein

Inschriften:

Gedenkstein:
Dieses Mahnmal wurde auf Initiative des OÖ. Mittelschülerkartellverbandes (MKV) und des OÖ. Cartellverbandes (CV) der farbentragenden katholischen Studentenverbindungen Österreichs, vom Verein „Mahnmal Eiserner Vorhang“, Aufgrund einer Idee von Vizekanzler und Außenminister a.D. Dr. Alois Mock errichtet. Die Übersetzung der Texte dieses Mahnmals wurde im Jahr 2015 im Rahmen des Schulprojektes „25 Jahre Leben in Demokratie“ des Gymnasiums Kromlov durchgeführt.

Tafel 1:
Grenzräume und Grenzen
Die heutige Staatsgrenze zwischen Österreich und Tschechien wer über Jahrhunderte für die diesseits und jenseits der Grenze lebenden Menschen offen und durchlässig. Auch als 1918 mit dem Ende der Habsburgermonarchie die bisherige Verwaltungsgrenze zu einer staatlichen Grenze wurde, hielten die Bewohner beider Staaten an ihrem gewohnten Grenzverkehr fest.

Die Nationalitätengegensätze in der 1918 neu entstandenen Tschechoslowakei, die nationalsozialistische Eroberungs- und Germanisierungspolitik und die Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung in den Jahren 1945 bis 1948 zerrissen die traditionellen Beziehungen.
Nach 1948 ließ man die Dörfer der bis 1945 jenseits der Grenze wohnenden Deutschen verfallen und zerstörte schließlich die verbliebenen Reste.

Tafel 2:
Der Eiserne Vorhang
Der Begriff „Eiserner Vorhang“ wurde seit 1946 zum Ausdruck für die Teilung Europas in demokratische Staatswesen und kommunistische Diktaturen.
Gegenüber der freien Welt entstand eine „tote Grenze“, hinter der Unfreiheit herrschte und Staatsbürger unterdrückt und verfolgt wurden.
Wachttürme, Bunker und gut ausgebaute Wege entlang der Grenze sollten eine lückenlose Überwachung ermöglichen. In der Todeszone folgten auf den Stacheldrahtzaun ein breiter Minengürtel, danach ein sorgfältig beackerter Streifen, auf dem sich die Spuren von Flüchtlingen nachvollziehen ließen, dann ein Abschnitt, der mit Stolperdrähten verspannt war, und schließlich ein Stacheldrahtverhau.

Tafel 3:
Leben an der „toten“ Grenze
Die Bewohner der Grenzräume mussten empfindliche wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen. Viel stärker noch wer das psychische Unbehagen. Man wusste, dass es für jedermann gefährlich war, diese Grenze auch nur geringfügig oder unbeabsichtigt zu übertreten. Die Festnahme durch die Grenzorgane, eine schikanöse Überprüfung und eine manchmal tagelange Einvernahme durch die kommunistischen Behörden waren die Folge.
Immer wieder kam es gegen die kommunistischen Regierungen zu Aufständen, die, wie der Volksaufstand in Ungarn 1956 und der „Prager Frühling“ im Jahr 1968, gewaltsam unterdrückt wurden und jeweils große Flüchtlingsströme zur Folge hatten. Viele Menschen, die den Eisernen Vorhang auf der Flucht vor den Verhältnissen in ihren sozialistischen Heimatländern und in der Hoffnung auf Freiheit und Demokratie zu überwinden versuchten, mussten dafür mit dem Leben bezahlen.

Tafel 4:
Das durchschneiden des Zaunes
Am 2. Mai 1989 begann Ungarn an der Grenze zu Österreich mit dem Abbau des Eisernen Vorhangs. Am 11. Dezember 1989 gingen auch an der tschechoslowakischen Grenze zu Österreich Kommandos der Grenztruppen daran, mit Drahtscheren die Stacheldrahtverhaue des Eisernen Vorhangs zu entfernen.
Österreichische, tschechoslowakische und ungarische Spitzenpolitiker setzten ein Zeichen und legten bei der Öffnung des Eisernen Vorhangs selbst Hand an: so der österreichische Außenminister Alois Mock gemeinsam mit seinem ungarischen Amtskollegen Guyla Horn am 27. Juni 1989 bei Klingenbach an der burgenländischen-ungarischen Grenze, der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Ratzenböck mit dem Kreisvorsitzenden von Südböhmen Miroslav Senkyr am 11. Dezember 1989 bei Wullowitz an der oberösterreichisch-tschechischen Grenze und Alois Mock und der tschechische Außenminister Jiri Dienstbier in Laa an der Thaya an der niederösterreichisch-tschechischen Grenze am 17. Dezember 1989.

Tafel 5:
Das Ende des Kalten Krieges
Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ ging die Epoche des Kalten Krieges zu Ende.
In weniger als einem Jahr waren 1989 in sechs europäischen Ländern die kommunistischen Alleinherrschaften zusammengebrochen. 1991 folgte auch die Sowjetunion, die seit 1917 den Ausgangspunkt des Kommunismus und dessen internationale Festung gebildet hatte.
Die friedliche Durchsetzung der deutschen Wiedervereinigung, die gewaltlosen Revolutionen in Ostmitteleuropa und die friedliche Auflösung der Sowjetunion, all dies gehört zu den bemerkenswertesten Entwicklungen der modernen Geschichte.

Tafel 6:
Europa ohne Grenzen ?
Der Eiserne Vorhang bleibt auch nach seinem Fall ein mahnendes Sinnbild für Diktatur und Unmenschlichkeit, für Verfolgung und Überwachung, ein Symbol für Flucht und Vertreibung und ein Symbol für die vierzigjährige Teilung Europas.
Wir alle werden über nationale Grenzen hinweg zur Zusammenarbeit aufgerufen sein, damit die Öffnung des Eisernen Vorhangs von kommenden Generationen mit Recht als Ausgangspunkt für eine Weiterentwicklung zu Freiheit und Wohlstand in ganz Europa sowie als Grundstein für eine langfristige Sicherung von Frieden und freundschaftlichen Zusammenleben vermerkt werden wird.

Tafel 7:
Die Vereinigung Europas
Was 1989, als der Eiserne Vorhang fiel, noch Zukunftsvisionen war, ist 2014 vollendet: Die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft ist die logische Konsequenz des Wendejahres 1989. Seitdem konnten 16 neue Mitgliedstaaten begrüßt werden. Dies ist ein Meilenstein in der europäischen Friedenssicherung und Zusammenarbeit.
Die Schaffung der europäischen Union ist die Überwindung der nationalistischen Auseinandersetzungen in der europäischen Geschichte. Wenn das Projekt der Vereinigung Europas erfolgreich sein soll, muss neben die wirtschaftlichen und strategischen Ziele auch die konsequente Stärkung des Bewusstseins der gemeinsamen europäischen Identität treten.

Datum der Abschrift: 08.09.2019

Verantwortlich für diesen Beitrag: W.Leskovar
Foto © 2019 W.Leskovar

 

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