|
|
Guthmannshausen (private Gedenkstätte), Stadt Buttstädt, Landkreis Sömmerda, Thüringen
PLZ 99628
Private Gedächtnisstätte für „alle Deutschen, die als Zivilisten Opfer Alliierter Gewalt im
Krieg und nach dem Krieg wurden“. Sie wurde errichtet von dem Verein Gedächtnisstätte e.V. Ziel des
rechtsgerichteten Vereins war es eine „würdige Gedächtnisstätte für die Opfer des zweiten
Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und Gefangenenlager" zu errichten.
Als Motiv
gibt der Verein an, daß an die Opfer von Gewaltherrschaft in Deutschland etwa 6 000 Mahnmahle erinnern,
das „Jahrhundertverbrechen am deutschen Volk“ aber bisher weder gewürdigt wurde, noch die ehemaligen
Kriegsgegner offiziell zu einer Geste der Anerkennung dieser Schicksale bereit seien.
Das 2014
eingeweihte Denkmal besteht aus zwölf im Kreis stehenden anthrazitfarbenen Granitwänden für die
einzelnen Opfergruppen mit Opferzahlen auf der Vorderseite und Gedenkworten auf der Rückseite.
Im Zentrum steht ein Obelisk aus rötlichem Granit. Es wurde ausschließlich durch private und
ehrenamtliche Förderung und Bemühungen erbaut (siehe Hinweis unten!).
Die Erwähnung hier
geschieht – trotz erheblicher Bedenken wegen der politischen Richtung – aus Gründen der Vollständigkeit, da
diese Gedenkstätte nun einmal existiert.
Inschriften:
Stein 1 Den wehr- und waffenlosen Opfern Des deutschen Volkes in Trauer und in Liebe.
Das millionenfache Leid der Deutschen Erduldet auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges Das Grauen der
Gefangenen in den Lagern. Ihr Sterben in Nässe und Kälte, Hunger und Durst. Die Verzweiflung und
Qual der Frauen Kinder und Greise Verjagt von Haus und Hof fliehend Vertrieben, erschossen,
vergewaltigt, erschlagen. Ertrunken in der eisigen Ostsee In Bombennächten erstickt, verkohlt,
verschüttet Durch Zwangsarbeit, Hunger und Folter Zugrunde gerichtet. Ihr Leiden und Sterben ruft
laut in das Schweigen der Welt. 12 000 000 Tote.
(Rückseite) Den deutschen Zivilisten,
die in der Heimat bei und nach Kriegsende verhungerten, erfroren, den Freitod suchten. 5.700.000 Opfer
Millionen, die reiner Glaube trog Vergehen in dem unbarmherzigen Sog Des Strudels von
Verzweiflung Hunger Frost und Regen. Fritz Michel
Stein 2 Den Deutschen aus
Ostpreußen 295.000 Tote, 2.012.000 Vertriebene
(Rückseite) Es war ein Land
Wir liebten dies Land Aber Grauen sank drüber wie Dünensand. Verweht wie im Bruch des Elches
Spur Ist die Fährte von Mensch und Kreatur. Agnes Miegel
Stein 3 Den
Deutschen aus Westpreußen und Posen 117 000 Tote, 619 000 Vertriebene.
(Rückseite)
Treu, Glauben und das gute Recht Die haben sich allesamt schlafen gelegt. Geb Gott, daß sie
wieder auferstehen Eh das wir alle untergehen. Inschrift auf einem Bürgerhaus in Danzig
Stein 4 Den Deutschen aus Pommern 330 000 Tote, 1 432 000 Vertriebene
(Rückseite) Die Treu steht zuerst Zuletzt im Himmel und auf Erden Wer ganz die Seele
dareingesetzt Dem soll die Krone werden, Ernst Moritz Arndt
Stein 5 Den
Deutschen aus Ostbrandenburg 174 000 Tote 424 000 Vertriebene
(Rückseite) Wir
vergessen euch nicht. Oft wird Euer tragisches Opfer Unser Gespräch sein. Den Enkeln
ehrwürdige Sage Über den Trümmern weht die schwarze Fahne der Trauer. Ricarda
Huch Stein 6 Den Deutschen aus Schlesien und der Oberlausitz.
435 000 Tote, 3 153 000 Vertriebene
(Rückseite) Ich war ein Stein im Osten Vor
Jahrhunderten aufgestellt. Ich war ein Anfang, ein Ende Und ein Gesetz in der Welt Erich Lipok
Stein 7 Den Deutschen aus dem Sudetenland Böhmen, Mähren und
Sudetenschlesien. 273 000 Tote, 3 000 000 Vertriebene
(Rückseite) Unsagbar ist
Dein Leid Sudetenland, Es hat nicht Tränen mehr Dich zu beweinen. Wilhelm Pleyer
Stein 8 Den Deutschen aus den Siedlungsgebieten Im Osten Europas 560 000 Tote,
2 478 000 Vertriebene
(Rückseite) Ich trag ein deutsches Kleid Will trösten
Euch im Leid Und Strom der Zeit Mit Stimmen aus der Ewigkeit. Kirchenglockeninschrift in
Heltau/Siebenbürgen
Stein 9 Den Opfern des Bombenkrieges 700 000 Tote,
Millionen Verwundete
Wieviele starben Wer kennt die Zahl An
Deinen Wunden sieht man die Qual Der Namenlosen, die verbrannt Durch Höllenfeuer aus
Menschenhand Inschrift auf dem Heidefriedhof in Dresden
(Rückseite)
Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es Wieder beim Untergang Dresdens.
Ich habe den Untergang Dresdens erlebt Ich weine. Gott möge die Menschen mehr lieben,
läutern Und klären zu ihrem Heil als bisher. Gerhart Hauptmann
Stein 10 Den Opfern der versenkten Flüchtlingsschiffe 40 000 Tote
Wilhelm Gustloff, Goya, Cap Arcona, Steuben, Thielbeck, Orion, Karlsruhe, Neuwerk und weitere 242 Schiffe
(Rückseite) Sie liegen tief Auf der Ostsee Grund Flut wäscht ihr Gebein In
Bucht und Sund. Agnes Miegel
Stein 11 Den Frauen und Mädchen 2 000 000
Opfer Vielfach geschändet Einem unvorstellbaren Grauen Und Sterben ausgesetzt.
(Rückseite) Gott wird abwischen Alle Tränen von ihren Augen Und der Tod wird nicht
mehr sein Noch Leid, noch Geschrei Noch Schmerz wird nicht mehr sein. Offenbarung des Johannes
Stein 12 Den deutschen Soldaten in Gefangenschaft Den Verschleppten und
Zivilinternierten Den Ermordeten und Hingerichteten 3 059 000 Tote
(Rückseite)
Auf Todesmärchen im Bergwerk verbraucht in Höhlen vermauert naht euch der Tod als
Freund er bringt Erlösung vom Leiden. Trauernd die Mutter und trauernd die Frau und die
Kinder. Nie vergaßen sie Euch wie sollt Euer Volk Euch vergessen?
Wir trauern um
unsere in Gefangenschaft umgekommenen Soldaten.
Der zentrale Obelisk trägt folgende
Inschrift
Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserem Land.
Es zu
erhalten und zu gestalten Sind wir gesandt.
Mögen wir sterben Unseren Erben gilt
dann die Pflicht
Es zu erhalten und zu gestalten Deutschland stirbt nicht!
Karl Bröger In den Monaten der Ruhrbesetzung 1923
Ein Volk ohne Wurzeln kann nicht in eine neue Zeit hineinwachsen
|
Historie des Denkmals: Der „Verein Gedächtnisstätte“ wurde am 23.5.1992 gegründet. Sein
Zweck ist - laut Satzung - die Schaffung einer Gedächtnisstätte für die „vergessenen Opfer“ des
2. Weltkriegs. Das Konzept sieht vor, eine „würdige Gedächtnisstätte für die Opfer des zweiten
Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und Gefangenenlager“ (Eigenzitat) zu schaffen.
Gedacht wird hier allerdings nur deutscher Opfer, was auch der Sinn der Gedächtnisstätte ist.
Die Errichtung des Denkmals war durch große politische Widerstände gegen den Verein geprägt,
die den Bau stark verzögerten. Im Jahr 2005 ersteigerte der „Verein Gedächtnisstätte“
zwar für 99.000 € von der Lausitzer Mitteldeutschen Bergbau Verwaltungsgesellschaft
(LMBV) deren ehemaliges Verwaltungsgebäude (3.000 qm) samt Grundstück (10.500 qm), doch die
Bornaer Stadtverwaltung versuchte diese "geschichtsrevisionistische" Gedenkstätte zu verhindern.
Deshalb wurden die Pläne 2009 zunächst wieder aufgegeben. Erst 2011 wurde auf dem Grundstück
des Herrenhauses eines ehemaligen Rittergutes in Guthmannshausen, 20 km nördlich von Weimar,
mit Vortragsveranstaltungen des Vereins begonnen und das Denkmal konnte schließlich am 02./03.
August 2014 mit 300 Gästen aus dem In- und Ausland feierlich eingeweiht werden.
Datum der Abschrift: 24.2.2018
Verantwortlich für diesen Beitrag: Olof von Randow
Foto © 2018 Vereinsbroschüre
|