Beim Kreuz: Man ist nicht nur verantwortlich für das was man tut, sondern auch für das was man geschehen lässt.
Roman Herzog Bundespräsident
Zum Gedenken an unermessliches Leid, das Menschen von Menschen zugefügt wurde.
Haslach 1998
Auszug aus einigen Tafeln: Bilanz des Grauens Im Machtbereich der Hitlerdiktatur gab es 1486 Konzentrationslager,
davon allein 74 in Baden und Württemberg.
Die grauenvollen, menschenverachtenden Verbrechen, die in diesen Konzentrationslagern verübt
wurden, gehören zu den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte. Millionen unschuldiger Menschen wurden in den Konzentrationslagern der
Nazi-Gewaltherrschaft verfemt, verstoßen, geschlagen, gemartert, gefoltert, erhängt, erschossen, vergast und dem Hungertod ausgeliefert.
Insgesamt wurden in den deutschen Konzentrationslagern von 1933 bis 1945 7 Millionen Menschen ermordet, davon allein 6 Millionen Juden.
Dies ist eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Es übersteigt noch heute die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft.
Die Tatsache, daß das für unmöglich Gehaltene während der Nazi-Gewaltherrschaft möglich war, verpflichtet uns,
immer wieder zu erinnern, daß sich derartige Verbrechen nie wieder ereignen dürfen.
Besonders folgenreich für die Häftlinge
war der bewußte Einsatz von willfährigen Wachleuten, die sich oft durch geringe Intelligenz aber besonders ausgeprägte Brutalität
auszeichneten: - SS-Rottenführer Lindau galt als brutaler Wachmann des Lagers "Sportplatz". Er war mehrmals sitzengeblieben und
hat nach der zweiten Klasse die Schule verlassen. Seine Brutalität kostete manchem Häftling das Leben. - Ein Posten desselben Lagers
erklärte 1947 beim Rastatter Prozeß das Zerbrechen seinen Gewehrs auf dem Rücken eines sterbenden Häftlings damit, daß
es ein brüchiges Gewehr gewesen sei. Derselbe Wachmann erhielt 50 Zigaretten und drei Tage Sonderurlaub, weil er drei unliebsame Häftlinge
durch Schüsse in den Rücken ermordete. - Auch im Lager "Vulkan" zeichnete sich Wachmänner durch Brutalität besonders aus:
Wachmann Muth ließ sich regelmäßig einen Stock schnitzen, mit dem er in einem seiner gefürchteten Wutanfälle so lange auf
die Häftlinge einschlug, bis er zerbrach.
Schwere Mißhandlungen auch mit Todesfolgen waren von weiteren Wachmännern
an der Tagesordnung. Viele waren unberechenbar und deshalb besonders gefährlich. Nur wenigen Wachleute wurden keine grobe Mißhandlung
vorgeworfen. Diese wurden auch nicht angeklagt.
Die Toten der Haslacher Lager Die Leichen der Häftlinge aus den
Arbeitskommandos sollten ursprünglich in die Krematorien der Stammlager zurückgebracht und dort verbrannt werden. Wegen Transportschwierigkeiten
und Treibstoffmangel erließ am 21. September 1944 das SS-Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamt einen Befehl:
Die Leichen sollen auf
dem örtlichen Friedhof begraben werden, wenn möglich an einer abgelegenen Stelle, z.B. dort, wo man die russischen Kriegsgefangenen oder
die Selbstmörder begräbt. Die Leichen sind so zu bekleiden, daß man sie nicht als Häftlinge erkennen kann. Die Beerdigung wird
von den Gefangenen selbst vorgenommen.
Dieser Befehl führte dazu, daß die Toten aus den Haslacher Lagern vor der westlichen
Friedhofsmauer ohne Kennzeichnung vergraben wurden. Den auf dem Vulkan Ermordeten hat man selbst diese Ruhestätte verwehrt und sie statt
dessen auf dem Berg verscharrt.
Am 5. September 1946 wurde das Massengrab von der Friedhofsmauer geöffnet und die Toten exhumiert.
210 Särge waren in der Sporthalle aufgebahrt. Die blumengeschmückten Särge boten ein ergreifendes Bild und demonstrierten gleichzeitig
das Grauen der Haslacher Lager.
In Anwesenheit des französischen Gouverneurs Pène fand am 17. September 1946 die feierliche
Beisetzung der Toten bei der Friedhofskapelle statt.
In den folgenden Jahren konnten 135 Tote in ihre Heimatländer überführt werden.
75 ehemalige Häftlinge konnte man nicht identifizieren. Sie haben 1953 in einem Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof ihre letzte Ruhestätte
gefunden.
"Höllenlager Vulkan" Am 4. Dezember 1944 kamen aus Rastatt nach 32stündiger Fahrt 650 Häftlinge
am Bahnhof in Haslach an. Es waren Résistance-Angehörige aus dem KZ Schirmeck-Vorbruck, 100 elsässische Geiseln und ungefähr
350 russische Häftlinge.
Todmüde, hungrig, durstig, völlig durchnäßt und vom ständigen Gebrüll der
SS-Leute und den Hunden angetrieben, marschierte der lange Zug durch die Stadt hinauf in die Stollen des Vulkans. Dort stieß man sie mit
dem Laufe der Gewehre in die unterirdischen Gänge, die sie für vier Monate buchstäblich verschlangen. Alle Häftlinge hatten
den gleichen Gedanken: "Hier kommen wir nicht mehr lebend heraus." - Für viele sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten.
...
Bildunterschrift: Mehr als 700 Menschen waren hier 115 Tage eingesperrt.
Die Häftlinge von Haslach
Seit September 1944 kamen über 1700 Häftlinge nach Haslach. Von ihnen konnten bisher 750 namentlich erfaßt werden. Sie kamen aus
19 Ländern. (siehe Tabelle)
Von den nicht erfaßten Häftlingen stammt der größte Teil aus Frankreich und Russland.
Die Häftlinge waren aus den verschiedesten Gründen verhaftet worden. - Viele leisteten in ihren Heimatländern Widerstand
gegen die deutsche Besatzungsmacht. Unter ihnen befanden sich auch die sog. "Nacht- und Nebel-Häftlinge", die vor allem im
KZ Natzweiler-Struthof zusammengefaßt waren. - In Frankreich wurden viele ehemalige Angehörige der französischen Armee inhaftiert,
wenn sie sich weigerten, in die deutsche Wehrmacht einzutreten. - Ebenfalls aus Frankreich stammten sehr viele Häftlinge, die beim
Rückzug der deutschen Armee von der Straße weg oder aus den Häusern heraus als Geiseln mitgenommen wurden, um die untergetauchten
Widerstandskämpfer zur Aufgabe zu zwingen. Auf diese Art und Weise gelangten mehrere hundert Männer aus dem Osten Frankreichs in die
Lager "Vulkan" und "Kinzigdamm". - Es waren aber auch grundlos Verschleppte unter den Häftlingen.
- Die Polen sollten ausgerottet werden, die Russen galten als minderwertig, wurden äußerst schlecht behandelt und in
zahlreichen Fällen kaltblütig erschossen. - Es gab auch einzelne Kriegsgefangene unter den Häftlingen.
Zusätzlich
zu den Lagerinsassen gab es in Haslach mehrere Hundert verschleppte Zwangsarbeiter, die in Fabriken, in Kleinbetrieben oder in der
Landwirtschaft arbeiteten. Im Haslacher Kloster hatte man zwanzig russische Kriegsgefangene untergebracht, die unter anderem im städtischen
Wald eingesetzt waren. Eine Haslacherin unterstützte sie heimlich mit Nahrungsmitteln. Vor Kriegsende wurden sie aus Haslach abtransportiert.
Nur zwei davon überlebten, die anderen wurden erschossen.
Häufig waren mehrere Familienangehörige gemeinsam inhaftiert
und mußten das erbärmliche Dahinsiechen ihrer Angehörigen miterleben. (siehe zwei Namen mit Fotos)
Von September 1944 bis April 1945 verloren in den drei Haslacher Lagern Hunderte von Häftlingen auf grausame Weise ihr Leben.
Neben vielen Unbekannten waren dies: (Namen) Hundert weitere Häftlinge in Haslach waren krank und so geschwächt, daß
sie während oder nach ihrer Verlegung in andere Lager starben. Viele überlebten ihre Befreiung nur kurze Zeit.
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