Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher














Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher

 

 


 

 

Herzograd (KZ-Gedenkstein), Stadtgemeinde St. Valentin, Bezirk Amstetten, Niederösterreich, Österreich

PLZ 4300

Am Anna-Strasser-Platz; Naturstein mit zwei Plaketten, dahinter vier Gedenktafeln zur Geschichte des KZ (nummeriert von 1-8)

Inschriften:

Am Stein:
Die Vergangenheit ist niemals tot,
sie ist nicht einmal vergangen.
(W. Faulkner)

Mahnmal
zur Erinnerung an das KZ Herzograd

Im Jahre 1943 errichteten die Nationalsozialisten in St. Valentin ein Nebenlager des KZ Mauthausen. Dieses Lager befand sich in Herzograd und versorgte das Nibelungenwerk – größte Panzerproduktionsstätte des Dritten Reichs – mit kostenlosen Arbeitskräften. Das KZ bestand aus einem Verwaltungsgebäude u. ca. 10 Baracken, in denen 800-1500 Häftlinge untergebracht waren. Es waren Facharbeiter aus Polen u. anderen Ländern, einige 100 Juden u. viele Bayern. Viele starben an „Herzschwäche“, „Lungenentzündung“, „Hitzschlag“ oder „Erschöpfung“ – alles makabre Umschreibungen für die mörderische Tötungsmaschinerie der Nazis.

Eine Projektgruppe aus Schülern der 4. Klasse des Jahrganges 1995/96 der HS II St. Valentin-Langenhart will mit diesem Mahnmal an die unbeschreiblichen Leiden jener Menschen erinnern u. sie nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Der Stein stammt aus dem KZ Mauthausen u. wurde den Schülern freundlicherweise v. österreichischem Innenministerium überlassen.

Die Stadtgemeinde St. Valentin übernahm die gesamte Finanzierung u. bauliche Durchführung des Projekts u. leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung eines dunklen Abschnittes österreichischer Geschichte. Von der auch unsere Heimatgemeinde betroffen war.

Gedenktafeln:
1) Das Nibelungenwerk St. Valentin war eine der wichtigsten Panzerschmieden des 3. Reiches. Errichtet 1939 und getarnt als Spielwarenfabrik war es nicht nur Arbeitsplatz für tausende Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen. Das Nebenlager Herzograd wurde im August 1944 eröffnet. Politische Gefangene aus Russland, Polen, Belgien usw., aber auch jüdische Häftlinge kamen zum Arbeitseinsatz. Daneben existierten noch eine Reihe von Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlagern. Das Lager Herzograd wurde im April 1945 evakuiert.

2) Von diesem Standardpanzer IV wurden 8200 im Deutschen Reich hergestellt, davon mehr als die Hälfte (4350 Stück) im Nibelungenwerk. Panzer wurden hier im Nibelungenwerk serienmäßig ab 1942 erzeugt, der letzte Panzer wurde zwei Tage vor Kriegsende ausgeliefert. Nach dem Standardpanzer IV wurden auch der „Jagdtiger“, „Ferdinand“ bzw. „Elefant“ produziert.

3) Russische Häftlinge waren zuständig für den Bau der Bahnanlage, um den reibungslosen Abtransport der Panzer gewährleisten zu können. Menschenleben bedeuteten im 3. Reich nichts, waren doch genug Gefangene vorhanden – und täglich wurden es mehr. Wer für den Arbeitseinsatz zu schwach oder zu krank war, kam im Konzentrationslager Mauthausen oder in einem seiner Nebenlager zu Tode.

4) Sämtliche Bauarbeiten im und um das Nibelungenwerk wurden durch den Einsatz von Häftlingen und Zwangsarbeitern getätigt. Innerhalb kürzester Zeit wurden nicht nur das Werk selbst, sondern die Siedlung Langenhart und Herzograd aus dem Boden gestampft. Der ländliche Ort St. Valentin wurde ein Industriezentrum um den Preis zahlreicher Menschenleben.

5) Die Häftlinge und Zwangsarbeiter der verschiedenen Nationen wurden in menschenunwürdigen Baracken untergebracht, in denen es weder Licht noch Heizung gab. Bei ungenügender Ernährung und schwerster körperlicher Arbeit hatten viele Gefangene keine Möglichkeit zu überleben. Heute erinnern nur mehr versteckte Grundfesten an das ehemalige Lager.

6) Im Juni 1941 besuchte Hermann Göring, der Oberbefehlshaber der Deutschen Luftwaffe und Vorsitzender der Reichsverteidigung, das Nibelungenwerk. Begleitet wurde er vom Generaldirektor der Steyrerwerke, Dr. Georg Meindl, und vom technischen Direktor des Nibelungenwerks, Otto Judtmann. Die kritiklose Begeisterung der Bevölkerung bringt die Freude über den erhofften Wirtschaftsaufschwung zum Ausdruck, lässt aber nichts vom Elend der Häftlinge und Zwangsarbeiter ahnen.

7) Im August 1944 erfolgte der 1. Bombenangriff auf das Nibelungenwerk, richtete aber nur wenig Schaden an. Erst beim 3. Angriff im März 1945, also kurz vor Kriegsende, wurden die Gebäude komplett zerbombt, obwohl sie wegen der Tarnanstriche und Tarnnetze aus der Luft kaum zu sehen waren. Einen Monat später wurde die Panzerproduktion im Nibelungenwerk eingestellt.

8) Gedichte und Gedanken der Schüler und Schülerinnen der Klasse 4b, Jahrgang 2007/08, von der HS Langenhart-St. Valentin anlässlich des Gedenkens an die KZ-Opfer während der Zeit des Nationalsozialismus:

Versöhnung
ist sich entschuldigen, einander verzeihen, sich die Hände reichen, einen neuen Start versuchen
(Melina Strasser)

Friede
(Gedanken zu KZ und Kriege)
Was war das früher für ein Graus – Menschen lebten unter Druck, mit Angst.
Für uns ist heute alles anders – hoffentlich für immer.
Wir wollen die nicht vergessen, die all das durchzustehen hatten.
(Nadine Seyer)

Verantwortung
… für sich und sein Leben
… für materielle Dinge
… für Haustiere
… im Beruf und in der Schule
… für die Kinder
… für unsere Mitmenschen
… für unsere Umwelt und die Natur
(Christina Bauer)

Gerechtigkeit
Ich behandle alle gleich und bevorzuge niemanden. Für alle soll es Freunde geben –niemand wird ausgegrenzt. Es gibt nicht EINEN Führer, es bestimmt nicht einer allein. Was geschehen soll, geht alle an. Es wird auf Arme und Reiche geachtet. Gerechtigkeit ist:
Alle sind gleich an Würde und Wert.
(Alina Leitner)

Krieg und Frieden
Stille und nicht Waffenlärm und kein Krieg bis ins Verderben;
Menschenrecht für alle Zeit und nicht Verfolgung bis in Ewigkeit.
Verantwortung, statt nichts zu wissen, denn die Lüge macht ein schlechtes Gewissen.
Liebe ist ein großes Wort und sie fordert niemals Mord.
(Elfriede Wall)

Friede
Verantwortung übernehmen und die Welt gestalten.
Das Schöne in den Vordergrund stellen:
Das Grün der Wiesen, das Blau des Meeres, das Gelb der Sonne all das gehört zum Frieden, aber es ist nur ein kleiner Teil davon.

Ob du lachst oder weinst, du wirst beschützt.
Wenn du Probleme in der Schule oder zuhause hast, es gibt immer jemanden, der dir helfen kann. Du bist nie allein, irgendjemand ist immer bei dir.

Liebe gehört zum Frieden.
Ob es Liebe zwischen Mann und Frau ist, oder ob es Hilfsbereitschaft gegenüber den Armen ist.
Man sollte helfen, wo man kann.

Friede ist nicht ein Ding,
Friede ist ein Zustand,
an dem jeder auf der Welt arbeiten kann um ihn zu verbessern.
Friede ist, wenn jeder dem anderen vertraut und dem anderen hilft.
Und darum hat jeder Mensch etwas dazu beizutragen.
(Benjamin Walch)

Krieg
Sieben Jahre wurde gekämpft und die Kriegsstimmung war manchmal gedämpft.
Millionen Menschen starben, andern lag die Kriegsschuld im Magen.
Heute hat das Blatt sich gewendet – bei uns ist Frieden – für immer?
(Isabella Üblacker)

Friede
Friede heißt: einander vertrauen können, in Gemeinschaft leben, zusammenhalten, wie eine Blume ihre Blätter hält;
Frieden ist lebenswichtig – für uns alle.
(Tamara Geiblinger)

Menschlichkeit
Viele wurden schlecht behandelt, hat das Blatt sich heut gewandelt?
Nicht nur Schlechtes wird gemacht, auch Menschlichkeit wird angedacht.
Damals hat man sich gefürchtet, war in Angst, in Armut und bedroht.
Das von einst woll’n wir nicht ganz vergessen, und uns erinnern an der Menschen Not.
(Edith Grafeneder)

Liebe
Liebe bedeutet Frieden und sich wohl fühlen,
im Vertrauen verbunden sein und Trauer überwinden.
(Lisa Pichler)

Gemeinsam
Vertrauen haben, gerecht mit anderen umgehen, die eigenen Fehler erkennen, helfen, wenn jemand in Not ist; Verantwortung übernehmen; die Menschen so behandeln, wie du behandelt werden möchtest.
(Melanie Bektas)

Versöhnung
Versöhnung schaffen, eine Umarmung hilft.
Einander die Hände reichen, den ersten Schritt wagen.
Freunde für immer, Friede.
(Melanie Leherbauer)

Menschlichkeit
Guter Umgang, Versöhnung, keine Gewalt, Waffenstillstand, erfülltes Leben, freie Rechte, kein Krieg.
(Melanie Strasser)

Friede
Versöhnung, die Hand reichen und verzeihen;
eine Familie gründen und Kindern das Leben schenken;
Mut geben und selbst bekommen das alles kann Friede bedeuten.
(Anna Mühlehner)

Datum der Abschrift: 21.04.2014

Beitrag von: W.Leskovar
Foto © 2014 W.Leskovar

 

Fragen und Kommentare zu dieser Webseite bitte an:  webmaster@denkmalprojekt.org.
Copyright © 2003-2012 Thilo C. Agthe.  All rights reserved. Alle Rechte vorbehalten