Hintergrund:
In der Zeit
vom 10. – 15. April 1945 stießen die britischen Kräfte von Wesel/Rhein
kommend, über Rheine–Nienburg–Petershagen–Bordenau über die Aller nach
Lüneburg vor.
Beim Kampf um
den Aller-Übergang bei Essel stellten sich den britischen Kräften das
verstärkte Marine-Füsilier-Btl.2 mit Panzer-Grenadieren und RAD-Einheiten
gegenüber.
Am 23.-24.
März 1945 überwand die 21. British Army Group (Montgomery) beiderseits Wesel
den Rhein, schloß am 1. April 1945 bei Lippstadt zusammen mit der aus Süden
angreifenden 12th U.S. Army Group (Bradley) den Ruhr-Kessel und trat
unverzüglich zum Stoß in die Norddeutsche Tiefebene an. Die Angriffsziele
waren Bremen, Elbe, Elbe-Brückenkopf, Hamburg, Lüneburg, Celle und Uelzen.
Zur Abwehr
faßte die deutsche oberste Führung alle Kräfte zwischen Harz und Holland
unter dem Oberbefehlshaber Nord-West (Generalfeldmarschall Busch) zusammen.
Mit dieser Aushilfe versuchte sie, einmal die britische Nordflanke zu
bedrohen, zum anderen bis zum „operativen Wandel“ eine erfolgreiche Schlacht
um Zeitgewinn zu führen.
Am deutschen
Südflügel stand die „Armee Student“ (später Blumentritt) mit dem Auftrag,
Weser und anschließend Aller zu halten. Zu ihren entweder abgekämpften oder
gerade erst aufgestellten „Großverbänden“ gehörte die 2.
Marine-Infanteriedivision.
Bei dieser
gebildeten Division handelte es sich um eine Aushilfe. Sie bestand aus
überzähligen Schiffs-, U-Boots- und Stützpunktbesatzungen der Kriegsmarine;
sie gliederte sich wie eine „Infanteriedivision 1945“, besaß jedoch kaum
deren Waffen und Geräte. Gemessen an Lage und Auftrag lag ihre Hauptschwäche
eindeutig in unzureichender, wenn nicht fehlender Ausbildung von Einheiten
und Verbänden, Führern und Unterführern.
Am 5. April
1945 trifft die 2. MarInfDiv in einem Abwehrraum zwischen Weser und Aller
mit dem Schwerpunkt bei Essel und Rethem ein. Ihr Auftrag forderte im
Verband die Aller-Angriffe zu verzögern und anschließend durch Abwehr an der
Aller einen Stoß zur Elbe aufzufangen.
Am 7. April
erreichte das knapp vierzehntägig ausgebildete Marine-Füsilierbataillon 2
(KKpt. Gördes), ein rund 700 Mann starker Verband, seinen Einsatzraum
Hademstorf, Essel und Schwarmstedt. Verstärkt durch einen leichten Pak-Zug
der Marine-Panzerjägerabteilung 2, eine schwere Flakbatterie 8,8 cm des RAD
und eine Festungs-Pak-Ersatzabteilung aus Fallingbostel mit nur
Handfeuerwaffen.
Während sich
die deutschen Einheiten in ihrem Gefechtsstreifen einrichten, treten die
amerikanischen und britischen Einheiten ihren Sturm aus dem
Weser-Brückenkopf Petershagen zur Aller an. Damit zielt der englische
Angriff auf beide Flügel der 2. MarInfDiv; er droht, den Zusammenhang der
deutschen Gefechtsführung zu zerreißen; er bietet andererseits der
englischen Gefechtsführung die Möglichkeit, das Gefecht im Aller-Abschnitt
rasch zu entscheiden.
Über die
Kampfführung des MarFüsBtl 2 in der Verteidigung läßt sich keine Klarheit
gewinnen; wahrscheinlich bleiben diese Einzelheiten für immer im Dunkeln.
Sein Gefechtsstand lag vermutlich im Wald nordwestlich der Esseler
Allerbrücke, sein Truppenverbandsplatz in Hademstorf. Am Esseler Kanal
sperrte ein Panzerhindernis die Straßenbrücke. In der Nacht vom 10. zum 11.
April 1945 wurden die zwei Eisenbahn-Aller-Flutbrücken gesprengt, aus
unerklärten Gründen bleibt jedoch die entscheidende Strombrücke der
Eisenbahn gangbar. Wie ein Augenzeuge wiederholt berichtete, baten Einwohner
aus Hademstorf den Führer der Gefechtssicherung Eisenbahnbrücke, diesen nach
Abschluß der Kämpfe wichtigen Versorgungsweg nach Schwarmstedt nicht zu
zerstören; wie er nachdrücklich erklärte, blieb der Übergang jedoch „stark“
gesichert.
In derselben
Nacht überrennen Commandos in kurzem Nahkamp die Gefechtssicherung
„Eisenbahnbrücke“, die Eisenbahnbrücken wurden rasch überwunden und sie
stießen anschließend bis zum Esseler Wald vor.
Durch einen
taktisch geführten Nachtangriff zerbricht bei dem 2. MarFüsBtl der
Kampfführungs-Zusammenhang. Während die Commandos, angeblich von
Baumschützen unterstützt, den Widerstand im Esseler Wald niederkämpfen,
gelingt es jedoch noch, die Esseler Straßenbrücke der Aller zu sprengen.
Von nun an
entwickelten sich schwere und verlustreiche Kämpfe im Raume der
Straßenbrücke und dem Esseler Kanal. Nach dreimaligem Gegenstoß der
deutschen Kräfte blieb man im englischen Feuer liegen.
Wie
Überlebende berichten, suchte KKpt. Josef Gördes den Tod, als er die
Ausweglosigkeit der Lage und den Untergang seines Bataillons im Nacht-,
Wald- und Nahkampf erkannte.
Beiderseits
der Straße Essel-Hademstorf entwickelten sich weitere schwere Gefechte,
hierzu wurden Jagdbomber mit Erdkampfraketen eingesetzt. Nachdem ein
nochmaliger Gegenangriff nach Osten fehlschlug, grub man sich am Esseler
Kanal ein.
Versuche, im
Zuge der Straße Essel-Ostenholz mit Panzerunterstützung anzugreifen,
scheiterten an deutschen panzerbrechenden Waffen. Hier kämpften Teile des
Panzer-Grenadier Ausbildungs- und Ersatzbataillons 12. Die deutschen
„Tiger“-Panzer schossen mindestens drei englische Panzer ab und verloren
selbst zwei „Tiger“-Panzer.
Erst am 15.
April 1945, vier Tage nach Erzwingung der Allerübergänge, endete das Ringen
um die Aller. In Hodenhagen sammeln sich die Reste des MarFüsBtl 2, es waren
nur noch 80 Mann. Unsere jungen Soldaten verloren den Kampf, es fehlte ihnen
aber nicht an Tapferkeit.
111 Soldaten,
die im Raum Essel und 3 Soldaten, die im Raum Lindwedel gefallen sind, sind
hier auf dem Esseler Soldatenfriedhof bestattet.
Am 16. April
1950 wurde der Soldatenfriedhof anläßlich der Steinweihe in Obhut des
Landkreises Fallingbostel übernommen. Bei der Einweihung des Friedhofs
sprach Herr Pastor Bard: „Im Leben waren sie Eure Gäste, nun sind sie es für
dauernd geblieben. Pflegen Sie die Gastfreundschaft gegenüber den Toten auch
weiterhin, indem Sie diesen Gräbern stets mit derselben Freundschaft und
Liebe ihre Pflege angedeihen lassen, mit der Sie den damals Lebenden
begegneten.“
Pr. – Dezember
1986
(Quelle: Text im Schaukasten der Kriegsgräberstätte)
a) Unbekannter USchf, vermutlich Rolf MÜLLER
b) Unbekannter Maat (Name im Mantel: „VIETEN“)
c) am 09.12.1964 von Lindwedel umgebettet
Beispiele
weiterführender Erkundungen über
www.volksbund.de/graebersuche :
1) Schott,
Hans, Dienstgrad: Schütze, Geburtsdatum: 14.01.1928 in Schönheide,
Todesdatum: 11.04.1945 - 14.04.1945. [Y3200487] Hans Schott ruht auf der
Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 24
2) Heibeck,
Vorname: (k.A.), Dienstgrad: Offizier, Todesdatum: 11.04. - 14.04.1945.
[V3200484] Heibeck ruht auf der Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 27
3) Gördes,
Josef, Dienstgrad: Korvettenkapitän, Geburtsdatum:16.05.1901 in Horchheim,
Todesdatum: 11.04.1945. [U3200474] Josef Gördes ruht auf der
Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 37
4) Ingwersen,
Johannes, Dienstgrad: Grenadier, Geburtsdatum: 19.05.1928 in
Flensburg, Todesdatum: 13.04.1945. [P3200433] Johannes Ingwersen ruht auf
der Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 78
5) Wiener,
Harry, Dienstgrad: Grenadier, Geburtsdatum: 14.03.1928 in Rauenstein,
Todesdatum: 11.04.1945 - 14.04.1945. [M3200430] Harry Wiener ruht auf der
Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 81
6) Anhalt,
Werner, Dienstgrad: Grenadier, Geburtsdatum: 03.04.1928 in
Oschersleben, Todesdatum: 11.04.1945 - 14.04.1945. [U3200429] Werner
Anhalt ruht auf der Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 82
7)
Oberndorfer, Willibald, Dienstgrad: Grenadier, Geburtsdatum: 30.06.1928
in Alkoven, Todesdatum: 11.04.1945 - 14.04.1945. [Q3200416] Willibald
Oberndorfer ruht auf der Kriegsgräberstätte in Essel (BRD). Grab 95
Datum der Abschrift: Oktober 2004
Beitrag von: Genealogische Gesellschaft Hamburg e.V. (Uwe Schärff)
Foto © 2004 Uwe Schärff